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Ein Fall von Inselverzwergung: Die Hinweise mehren sich, dass der Hobbit von Flores ein direkter Nachkomme des Homo erectus war.

Foto: Foto:John Wiley & Sons, Inge van Noortwijk/AP/dapd

Paris - Als 2003 auf der indonesischen Insel Flores fossile Überreste von nur einen Meter großen Frühmenschen gefunden wurden, kam dies einer Sensation gleich. Bis vor mindestens 18.000 Jahren lebte eine zweite Menschenspezies auf der Erde - also zu einem Zeitpunkt, als der Neandertaler bereits ausgestorben war und wir nach bisheriger Lehrmeinung längst "allein" gewesen sein müssten.

In der Folge wurden die kleinen Skelette mit ihrem ebenso kleinen Schädelvolumen zum Gegenstand anthropologischer Debatten. Unter anderem wurde die Hypothese aufgebracht, dass es sich um missgebildete Angehörige des Homo sapiens gehandelt haben könnte, der damals nachweislich bereits seit Jahrtausenden in der Region lebte. Mehrheitlich wird jedoch davon ausgegangen, dass die bald als "Hobbits" bekannt gewordenen Menschen von Flores direkte Nachkommen des Homo erectus waren, der ersten Menschenart, die von Afrika aus mehrere Kontinente besiedelte.

Neue Gehirnvermessung

Japanische Wissenschafter haben jetzt neue Erkenntnisse vorgelegt, die in dieselbe Richtung gehen. Die detaillierte 3D-Aufnahme eines Schädels von Homo floresiensis stütze die Theorie, wonach die Menschenart ein örtlich beschränktes Produkt der Evolution gewesen sei, schreiben die Forscher in ihrer in der britischen Fachzeitschrift "Proceedings of the Royal Society B" veröffentlichten Studie. Sie errechneten ein Gehirnvolumen von 426 Kubikzentimetern, also etwas mehr als die zuvor meist genannten 400 Kubikzentimeter. In seinen Proportionen entspreche das Hobbit-Gehirn also dem eines kleineren Nachfahren des Homo erectus.

Die japanischen Wissenschafter gehen davon aus, dass der Vorläufer der Hobbits eine auf Java vorkommende Version des Homo erectus war. Diese hatte bereits ein kleineres Schädelvolumen als der durschnittliche Homo erectus - ein Trend, der sich beim Hobbit dann fortsetzte. Auf der Insel Flores vom Rest der Welt abgeschnitten, hätten die Hobbits einen tausende von Jahren währenden Schrumpfungsprozess durchlebt. Dieses Phänomen der Inselverzwergung ist bereits aus der Tierwelt bekannt und wird letztlich von der Verfügbarkeit von Nahrung verursacht.

Damit wenden sich die Forscher gegen die alternativen Erklärungsversuche zum Hobbit. Etwa die Theorie, dass es sich um Angehörige des Homo sapiens mit der Entwicklungsstörung Mikrozephalie gehandelt habe. Oder auch dass die Menschen von Flores vom Homo habilis abstammen könnten, einer Menschenart, die älter und kleiner als der Homo erectus war. Gegen Letzteres spricht auch, dass es keine Beweise dafür gibt, dass diese Menschenart jemals Asien erreichte. (red, derStandard.at, 17. 4. 2013)