Brennende Bücher am Residenzplatz 1938: "Reinigende Kraft des Feuers - wider den undeutschen Geist".

Foto: Stadtarchiv/Krieger

Salzburg - Es waren Bücher jüdischer oder politisch links stehender, aber auch Bücher klerikaler Autoren, die am 30. April 1938 auf dem Salzburger Residenzplatz zu Hunderten von Mitgliedern der Hitlerjugend ins Feuer geworfen wurden. Die vom NS-Lehrerbund organisierte Bücherverbrennung war in der Zeit der Nazi-Diktatur die einzige große und offizielle Bücherverbrennung auf österreichischem Boden.

Nach der Befreiung 1945 wollten die Salzburger nicht mehr an diesen barbarischen Akt erinnert werden. Erst 1987 hatte die Salzburger Autorengruppe das, wie es der Germanist Karl Müller nennt, "öffentliche Schweigen" gebrochen. Der Dichter Erich Fried erinnerte damals in einer Rede an diesen Vandalenakt. Heute hängt nahe der Stelle, wo 1938 die Bücher brannten, eine kleine bescheidene Erinnerungstafel.

Einigen Salzburgern war das zu wenig. Aktivisten aus der Friedensbewegung, Wissenschafter, Vertreter von Kultureinrichtungen und andere mehr gründeten die Initiative "Freies Wort" und erarbeiteten ein umfangreiches Gedenkprogramm zum 75. Jahrestag.

Höhepunkt des Veranstaltungsreigens, der auch eine Vorlesung des Historikers Oliver Rathkolb, eine Menschenkette zwischen Universitätsbibliothek und Residenzplatz sowie zahlreiche Lesungen und Aktionen umfasst, ist eine Kundgebung am 30. April - dem Jahrestag.

Die Journalistin und Standard -Kolumnistin Barbara Coudenhove-Kalergi wird die Hauptrede halten. Der Dramatiker und Autor Felix Mitterer wird Texte verfolgter Schriftsteller lesen. Vor und nach der Kundgebung wird eine eigens für das Salzburger Glockenspiel am Residenzplatz geschaffene Komposition zu hören sein.

Auftakt der Gedenkveranstaltungen ist die Verlegung von 49 neuen sogenannten Stolpersteinen in der Landeshauptstadt Salzburg diesen Donnerstag und Freitag. Nach dieser inzwischen siebenten Verlegung erinnern dann bereits 217 solcher dezentraler Mahnmale an Opfer des NS-Terrors. Neben Graz (siehe Artikel unten) hat sich nun auch Hallein der Stolpersteininitiative des Kölner Künstlers Gunter Demnig angeschlossen. Hallein erhält am kommenden Samstag die ersten elf Steine. (Thomas Neuhold/DER STANDARD, 18. 4. 2013)