Die Veganer sind unter uns. Und zwar gar nicht mehr so wenige. Schätzungen sprechen von bis zu einem Prozent der Bevölkerung, Tendenz steigend. Dass immer mehr Menschen Produkte verweigern, die in irgendeiner Form mit Tierleid oder Tiertod zu tun haben könnten, ist nicht zuletzt angesichts der grassierenden Wahnsinnigkeiten in der Lebensmittelindustrie mehr als verständlich. Zwar lehnen viele Veganer Alkohol ab, doch spielt Wein als Genussmittel für den einen oder die andere immer noch eine Rolle. Und so passiert es gar nicht so selten, dass Winzer gefragt werden, ob sie denn auch veganen Wein im Angebot hätten.

Wein ist doch per se vegan, könnte man nun auf den ersten Blick meinen: Die Früchte einer Pflanze werden geerntet, vergoren, gelagert und in Flaschen gefüllt. Doch gibt es Vorgänge im Rahmen der Weinwerdung, bei denen Produkte zum Einsatz kommen, die von Tieren stammen. Beim Vorgang des Schönens etwa werden Stoffe im Most oder frisch vergorenen Wein herausgefischt, die den Wein trüben oder instabil machen könnten.

Natürliche Klärvorgänge

Dafür können etwa Hühnereiweiß, Gelatine (aus Knochen), Kasein (aus Milch) oder Fischblasen eingesetzt werden. Alles Mittel auf natürlicher Basis, die ähnlich wirken: Während sie durch Most oder Wein gen Tank- oder Fassboden schweben, verbinden sie sich mit den unerwünschten Elementen, lagern sich dort ab und werden gemeinsam wieder entfernt.

All dies sind Verfahren, die natürlich gesetzlich geregelt sind. Ob sie auch eingesetzt werden, steht auf einem anderen Blatt. Eine Alternative zu Eiweiß und Co ist Bentonit, zermahlene Tonmineralien.

Und es gibt auch Winzer, die der Idee der minimalsten Intervention anhängen (übrigens unabhängig davon, ob bio gewirtschaftet wird): Die verzichten dann auf Schönung und Filtrationen und verlassen sich auf die natürlichen Klärvorgänge im Wein. Diese brauchen aber ihre Zeit, sodass der Wein aus im Herbst 2012 gelesenen Trauben nicht bereits im Jänner 2013 blinkoblanko im Regal stehen kann. Vegan oder nichtvegan schmeckt man übrigens nicht, dafür schmeckt - und hört - man, ob man den Saft mag. (Luzia Schrampf, Rondo, DER STANDARD, 19.4.2013)