Wien - Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) und der Finanzberater Swiss Life Select (vormals AWD) haben sich in der Causa um mutmaßlich geschädigte Immofinanz-Anleger am Freitag vor dem Handelsgericht Wien darauf geeinigt, Gespräche über das "Ob und Wie" eines Mediationsverfahren zu führen. Wenn keine Einigung auf eine Mediation stattfindet, startet der Prozess am 3. September, bestätigten der VKI und Swiss Life Select. Der Richter wolle dann jeden Dienstag ganztägig verhandeln.

Die Verbraucherschützer beschuldigen den Finanzberater, beim Vertrieb von Immofinanz- und Immoeast-Aktien klassische Sparbuchsparer systematisch fehlberaten zu haben. Der VKI hat insgesamt fünf Sammelklagen namens 2.500 mutmaßlich Geschädigten gegen den Finanzberater eingebracht. Der Streitwert beträgt rund 40 Mio. Euro. Der Finanzdienstleister hat die Vorwürfe stets bestritten und sich mit diversen Einsprüchen vor Gericht gegen die Sammelklagen gewehrt.

Keine Verzögerungstaktik

VKI-Chefjurist Peter Kolba zeigte sich mit dem angepeilten Mediationsverfahren zufrieden. "Offenbar gibt es bei Swiss Life Select die Bereitschaft Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren", sagte Kolba. Er glaube nicht, dass es sich bei der anvisierten Mediation um eine Verzögerungstaktik des Unternehmens handle, nachdem der Prozessbeginn bereits festgelegt wurde. Wie ein Vergleich genau aussehen könnte, wollte der VKI-Chefjurist nicht näher ausführen. "Wir sagen nicht vor Verhandlungsbeginn, was wir anpeilen."

Die Hoffnung auf eine außergerichtliche Einigung dämpft Swiss Life Select: "Der Ausgang ist völlig offen", sagte der Pressesprecher des Finanzberaters, Hansjörg Nagelschmidt. "Man wird sich grundsätzlich zusammensetzen." Etwa sei eine Clusterbildung der Fälle vorstellbar, bei der mutmaßlich Geschädigte nach Kriterien eingeteilt werden. Der Finanzdienstleister hatte in der Vergangenheit auf eine Einzelfallbetrachtung gepocht. Die Verbraucherschützer wollten bisher Pauschalvergleiche erreichen. (APA, 19.4.2013)