Während die Videospielbranche zielstrebig auf immer realere virtuelle Welten zusteuert und dafür immer leistungsstärkere PCs und Konsolen hervorbringt, erlebt das Medium parallel dazu dank einer florierenden Independent-Szene zunehmend einen künstlerischen Zugang zu Games. Die Ästhetik der 1980er-Jahre spielt hier eine ganz wesentliche Rolle. Retro ist in, Pixelgrafik hat etwas Kultiges und findet sich so Jahrzehnte nach Commodore und NES heute in zahlreichen Hit-Produktionen wieder. "Fez" oder "Minecraft" lassen grüßen.

Treffen der Welten

Doch was, wenn eines Tages Videospielgeschichte auf die Gegenwart trifft? Wie das aussehen könnte, haben sich zwei Fotografen gedacht und Bit-Helden von damals in die Wirklichkeit verfrachtet. Víctor Somoza Benítez aus Spanien und Glauber Tanaka aus Brasilien befreiten "Super Mario", "Donkey Kong" oder auch die "Ninja Turtles" aus ihren Cartridge-Gefängnissen und sie in der Realität ausgesetzt. Und ganz plötzlich erhält der Begriff "Fotorealismus" eine neue Bedeutung. Ihre Werke bringen auf den Punkt, weshalb beide gegensätzlichen Ansätze der modernen Videospielentwicklung - Realismus und Retro - ihre Berechtigung haben. Der Charme des Alten bleibt trotz der Sehnsucht nach der Moderne erhalten. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 19.4.2013)

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