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Der gewichtige Bayern-Präsident sucht um Strafmilderung an.

Foto: Reuters/DALDER

Köln - Uli Hoeneß hat beim Finanzamt Selbstanzeige wegen eines Schwarzgeld-Kontos in der Schweiz erstattet. Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Das bestätigten sowohl der Präsident des FC Bayern München als auch Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich dem Focus. Laut Recherchen des Nachrichtenmagazins ist Hoeneß' Anwesen im Tegernseer Tal durchsucht worden - dies wird von Hoeneß und der Staatsanwaltschaft nicht bestätigt.

"Ich habe im Januar 2013 über meinen Steuerberater beim Finanzamt eine Selbstanzeige eingereicht", sagte Hoeneß. Diese hänge "mit einem Konto von mir in der Schweiz" zusammen. Die Wirksamkeit der Selbstanzeige und die steuerlichen Folgen würden "derzeit von den Behörden geprüft". Das bestätigte auch Ken Heidenreich, der sagte, Gegenstand des im Januar eingeleiteten Verfahrens sei die "Prüfung auf Wirksamkeit und Vollständigkeit der Selbstanzeige".

Bei dieser Prüfung, erklärte Hoeneß, arbeite er mit seinen Anwälten und Beratern selbstverständlich "in vollem Umfang" mit. "Ich vertraue voll und ganz auf die Arbeit der mit dem Fall befassten Behörden und bitte, mit Respekt darauf von weiteren Anfragen abzusehen", sagte der 61-Jährige.

Die Rede von mehreren hundert Millionen

Weder Hoeneß noch die Staatsanwaltschaft machten Angaben über die Höhe der fraglichen Summe. Laut der Münchner Abendzeitung (AZ) soll es sich um "mehrere Hundert Millionen Euro" auf einem oder sogar mehreren Konten handeln. 

Nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" (BamS) hat Hoeneß zusammen mit seiner Selbstanzeige knapp sechs Millionen Euro an das Finanzamt gezahlt. Wie der Chef der deutschen Steuer-Gewerkschaft, Thomas Eigenthaler, dem Blatt sagte, folgert daraus, dass "Hoeneß mindestens zehn Millionen Euro Einnahmen nicht angegeben hat".

Über die Höhe des in der Schweiz von Hoeneß unversteuert deponierten Vermögens machten bisher weder die Staatsanwaltschaft noch der Fußball-Funktionär Angaben.

Auch der bayerische Landesvater hatte anscheinend Kenntnis von dem Vorgang. CSU-Chef Horst Seehofer war am Samstag in Sachen Landtagswahl in München unterwegs und sagte auf AZ-Anfrage: "Ich weiß, dass ein Verfahren läuft." Er sei darüber bereits "seit geraumer Zeit" informiert. "Das müssen jetzt die Justiz- und Finanzbehörden regeln", sagte Seehofer. Der Politiker betonte, es werde seitens der Staatsregierung kein Einfluss auf die Behörden genommen: "Er wird behandelt wie jeder andere Bürger auch."

Erste Reaktionen auf die Affäre fielen unterschiedlich aus. Bayern-Trainer Jupp Heynckes sagte nach dem Bundesliga-Spiel bei Hannover 96, es sei "a) eine Privatsache des Präsidenten und b) denke ich, dass es gerade in München immer wieder Meldungen und Äußerungen gibt". Sportvorstand Matthias Sammer sagte Liga total!: "Das belastet uns überhaupt nicht."

Hoeneß' alter Erzfeind Christoph Daum zeigte äußerst verwundert. "Die Nachricht hat mich absolut überrascht. Das hätte ich ihm niemals zugetraut, vor allem nicht, wenn man sieht, wie er in vielen Situationen seines Lebens aufgetreten ist", sagte Daum am Samstag. Hoeneß habe sich "schließlich zu einer absoluten moralischen Instanz aufgeschwungen. Ich hätte so etwas niemals vermutet", sagte Daum.

Felsbrocken im Glashaus

Ganz anders geht Sylvia Schenk mit dem langjährigen Bayern-Manager ins Gericht. "Wenn er Herrn Blatter angreift und fordert, dass dieser den FIFA-Saustall endlich aufräumen soll, aber selbst Geld an der deutschen Steuer vorbeibringt, dann schmeißt Uli Hoeneß hier mit Felsbrocken aus dem Glashaus", sagte die Sportbeauftrage bei Transparency International der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. "Die Glaubwürdigkeit von Hoeneß ist extrem erschüttert. Es wird sicher ganz schwer sein für ihn, da wieder herauszukommen."

Mit einer Selbstanzeige kann ein Steuerhinterzieher für sich das Strafmaß und die Nachzahlungen deutlich reduzieren. Wenn er aber zum Zeitpunkt der Selbstanzeige bereits Kenntnis vom Beginn von Ermittlungen hat oder haben müsste, ist eine Selbstanzeige nicht mehr möglich bzw. nicht mehr strafmildernd oder strafbefreiend. Mit der Frage, ob Uli Hoeneß die Vorteile der Selbstanzeige nutzen kann, beschäftigt sich derzeit die Staatsanwaltschaft.

Hoeneß erklärte, er habe die "Angelegenheit" ursprünglich über das Deutsch-Schweizer Steuerabkommen regeln wollen, das "bekanntlich Mitte Dezember 2012 nicht zu Stande gekommen" sei. Über das Steuerabkommen hätten Personen, die in der Schweiz nichtversteuerte Gelder liegen haben, dies mit einer für den deutschen Fiskus anonymen pauschalen Einmalzahlung legalisieren können. (SID, 20.4.2013)