Bild nicht mehr verfügbar.

Der Verdächtige versteckte sich in einem Boot. Vom Hubschrauber aus nahm die Polizei dieses Infrarotbild auf.

Foto: Reuters

Boston - Russische Behörden haben der Agentur Interfax zufolge noch keine Hinweise auf eine Verbindung der mutmaßlichen Bombenleger von Boston zu Terroristen im Konfliktgebiet Nordkaukasus. Allerdings würden die Sicherheitskräfte auch weiterhin allen Hinweisen und Möglichkeiten nachgehen, zitierte Interfax am Sonntag einen anonymen Informanten. Kremlchef Wladimir Putin hatte US-Präsident Barack Obama russische Hilfe bei der Aufklärung der Bluttat angeboten.

US-Medien hatten berichtet, dass die Fahnder in Boston Kontakte der Brüder Tamerlan und Dschochar Zarnajew zur Gruppe des Terroristen Doku Umarow im russischen früheren Kriegsgebiet Tschetschenien prüften. Tamerlan soll sich 2012 mehrere Monate dort sowie in der benachbarten Teilrepublik Dagestan aufgehalten haben.

"Kein Krieg gegen die USA"

Eine den Islamisten in Dagestan nahestehende Internetseite wies Verbindungen mit den Zarnajews zurück. "Die kaukasischen Mujaheddin führen keinen Krieg gegen die USA", hieß es in einer Mitteilung auf vdagestan.com. Umarow habe zudem Angriffe auf zivile Ziele verboten. Im Nordkaukasus kämpfen Islamisten für ein von Moskau unabhängiges "Emirat".

Infrarotfilm

Zwei Tage nach der Festnahme hat die Polizei Infrarot-Bilder von dem 19-Jährigen in seinem Versteck veröffentlicht. Der kurze Film zeigt den Mann wegen seiner Körperwärme als klar zu erkennenden weißen Fleck in dem grauen Boot. Mühsam bewegt er sich in dem Motorboot, das hinter einem Haus winterfest auf einem Anhänger stand. In dem Film ist zu sehen, wie sich ein gepanzertes Fahrzeug dem abgedeckten Boot nähert und mit einem Ausleger die Plane einreißt. Dann wird eine Blendgranate gezündet. Die eigentliche Festnahme ist auf den von Polizeihubschraubern aus aufgenommenen Bildern nicht zu sehen.

Bericht über Suizidversuch

Der verhaftetete Dschochar Zarnajew soll einem Fernsehbericht zufolge einen Selbstmordversuch unternommen haben. Laut CBS gehen die Ermittler davon aus, dass sich Zarnajew eine Pistole in den Mund gesteckt und abgedrückt haben könnte. Das hätte die Analyse seiner Wunden ergeben, berichtete der Sender am Samstagabend. Zarnajew sei "in ernstem aber stabilen Zustand" und könne "nicht kommunizieren", sagte der Gouverneur von Massachusetts, Deval Patrick.

Der 19-Jährige war am Freitag in Watertown bei Boston festgenommen und ins Krankenhaus gebracht worden. Er soll gemeinsam mit seinem Bruder Tamerlan beim Boston-Marathon am vergangenem Montag zwei Bomben gelegt haben. Durch die Explosionen wurden drei Menschen getötet und 180 verletzt. Tamerlan Zarnajew war am Donnerstag nach einem Schusswechsel mit Sicherheitskräften ums Leben gekommen, auch ein Polizist wurde getötet. (APA, 21.4.2013)