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Alkohol enthemmt und führt bei vielen Menschen zu einer erhöhten Gewaltbereitschaft.

Foto: APA/Winfried Rothermel

Graz - Hinter Verletzungen, die in Spitalsambulanzen versorgt werden müssen, stehen häufig Gewaltausbrüche. Alkohol spielt dabei eine große Rolle. Das ergab eine Studie an der Grazer Uniklinik für Unfallchirurgie. Sozialmediziner zeigen sich besorgt.

"Wir haben im Zeitraum von drei Monaten in einer städtischen Notaufnahme alle jene Patienten interviewt, die angaben, dass sie Opfer von gewalttätigem Verhalten geworden sind", schilderte die Grazer Sozialmedizinerin Nathalie Burkert. Das traf auf rund 145 der behandelten rund 3.200 Ambulanzpatienten, also etwa jeden zwanzigsten Patienten zu. "Wir glauben, dass die Dunkelziffer noch viel höher ist. Wir können davon ausgehen, dass sich hinter etlichen 'Stürzen' weitere Gewalthandlungen verbergen", so die Sozialmedizinerin, die die Ergebnisse jüngst in der Wiener Klinischen Wochenschrift veröffentlicht hat.

"Raufhandel unter Alkoholeinfluss" lautete der Behandlungsgrund bei 77 Prozent der "Gewalt-Patienten", an zweiter Stelle (15 Prozent) rangierte häusliche Gewalt. Während unter den Opfern von Raufereien überwiegend (zu 90 Prozent) Männer Hilfe in der Ambulanz suchten, waren die Opfer häuslicher Gewalt zu 77 Prozent Frauen. Die Folgen der Gewaltausbrüche waren in den beiden Fällen Kopfverletzungen und Verletzungen der unteren Extremitäten. "Das alles bestätigt unsere Annahmen, denn spezielle Studien aus Perspektive der Opfer lagen bisher jedoch nicht vor", betonte Burkert.

Alkohol als Beschleuniger

Rund die Hälfte der Gewaltopfer wurden von den behandelnden Ärzten als alkoholisiert klassifiziert. "In Situationen akuter Gewaltausbrüche spielt Alkohol - auch bei den Opfern - eine nicht zu unterschätzende Rolle", so die Grazer Studienautorin. Alkohol enthemme, schränke die Problemlösefähigkeiten ein und sei daher oftmals Beschleuniger von Gewaltakten - "umso eher, wenn beide, Täter und Opfer - alkoholisiert sind", mahnte Burkert.

Um eine Reduktion alkoholbedingter Übergriffe zu erreichen, seien präventive Maßnahmen notwendig: "Dies impliziert einerseits die Bereitstellung und Vermittlung von Informationen hinsichtlich der Folgen von Alkoholkonsum sowie Schulungen , die auf eine bessere Befähigung im Umgang mit Alkohol abzielen. Andererseits müssen Einschränkungen beim Zugang zu alkoholischen Getränken - vor allem bei Jugendlichen - umgesetzt werden", so Burkert. (APA, 22.4.2013)