
NGOs schlagen wegen der geplanten EU-Saatgutverordnung Alarm. Die Verordnung treibe seltene und traditionelle Sorten von Gemüse und Obst "in die Illegalität".
Wien - Bereits mehr als 20.000 Menschen (Stand Montagnachmittag) haben die Online-Petition freievielfalt.at von Global 2000 und Arche Noah gegen den Entwurf einer EU-Saatgutverordnung unterzeichnet. Nach Ansicht der Umweltschutzorganisationen würde der Entwurf traditionelle Sorten von Obst und Gemüse "in die Illegalität treiben". "Die Menschen wollen ihr Essen nicht den Saatgutkonzernen überlassen", so Iga Niznik, Referentin bei Arche Noah.
Vergangene Woche hatten beide NGOs aufgrund der geplanten EU-Saatgutverordnung Alarm geschlagen. Die Saatgutverordnung treibe seltene und traditionelle Sorten von Gemüse und Obst "in die Illegalität". "Diese Regelungen bedrohen die biologische Vielfalt, entrechten die Bäuerinnen und Bauern und missachten die Bedürfnisse der Konsumenten. Das EU-Saatgutverkehrsrecht soll offensichtlich nicht das öffentliche Interesse schützen, sondern der Saatgut-Industrie bei der Aneignung unseres Essens den Weg weiter ebnen", so Heidemarie Porstner von Global 2000.
Widerstand gegen Teile der geplanten EU-Saatgutverordnung
Die Landwirtschaftssprecherin der ÖVP im EU-Parlament und Vizepräsidentin des Österreichischen Bauernbundes, Elisabeth Köstinger, kündigte Widerstand gegen Teile der geplanten EU-Saatgutverordnung an. "Das österreichische Saatgutverkehrsrecht sieht Ausnahmen von den strengen Regeln vor für alte Landsorten, Erhaltungssorten und Sorten, die Raritäten darstellen oder von geringer ökonomischer Bedeutung sind. Der Tausch und Verkauf von Kleinmengen an die Endnutzer kann frei erfolgen. Dies muss auch weiterhin gelten. Wir werden dafür kämpfen, dass die geplante EU-Saatgutverordnung, die Verbreitung von alten und seltenen Sorten nicht behindert", so Köstinger.
Kritik kam auch von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache: "Wieder plant die EU einen Anschlag auf die nationalen Landwirtschaften Europas". Den alteingesessenen, heimischen Saatgutsorten solle mit dem Entwurf "endgültig der Garaus" gemacht werden. "Mit dieser noch strengeren Normierung von Saatgut werden einer Vielzahl von seltenen und alten Obst-, Gemüse- und Getreidesorten endgültig die Zulassungen zur Aussaat entzogen und die Weitergabe damit de facto verboten", so Strache.
Grüne brachten Entschließungsantrag ein
Die Grünen brachten in der Diskussion rund um den Entwurf einer EU-Saatgutverordnung am Montag einen Entschließungsantrag im Parlament ein. "Das EU-Saatgutrecht privilegiert schon heute mit seinem Grundkonzept von scharf unterscheidbaren uniformen Sorten die industriellen Sorten auf Kosten der Biodiversität. Diese Tendenz wird durch die geplante Reform noch verstärkt", sagte Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen. Er rechne mit der Zustimmung aller Parteien. (APA, 22.4.2013)