Die Anrainer der Pacherstraße 32 wollen mehr Informationen zu "Urban Gardening". Sie fürchten um ihre Ruhe.

Foto: Medienservive Ibk

Innsbruck - Eleonore Rangger hatte eine Idee: Garteln mitten in Innsbruck. Ackern und graben sollten Menschen, die keinen eigenen Garten haben, gemeinsam auf einer städtischen Wiese. Mitgebracht hatte sie diese Idee von einer Reise nach Berlin. Im Prinzessinnengarten sei sie gewesen und dieses Projekt des "Urban Gardening" wollte sie auch in ihrer Heimat umsetzen.

Die leidenschaftliche Hobby-Gärtnerin schrieb ein Konzept über Gartenarbeit mitten in der Stadt und überreichte es der Stadtregierung. Nach der Gemeinderatswahl 2012 sollte es klappen. Die Stadt fand eine unbebaute und ungenutzte Grünfläche von 2800 Quadratmetern in der Pradler Pacherstraße 32.

Nutzgarten mitten in Wohngebiet

Bei einer Informationsveranstaltung Mitte März freute sich der grüne Stadtrat Gerhard Fritz noch über die "Vision, eine Wiese mitten in einem Wohngebiet in einen lebendigen Nutzgarten zu verwandeln". Sollte das gemeinnützige Projekt erfolgreich sein, dann könnte Urban Gardening auch auf andere Innsbrucker Stadtteile ausgeweitet werden.

Was in Großstädten wie Wien, Berlin, Köln oder New York klappt, wird wohl auch in Innsbruck funktionieren, dachte sich Organisatorin Rangger. Im April und Mai wollte sie zunächst auf einem Drittel der Fläche mit dem Aufbau der mobilen Landwirtschaft beginnen, um zu sehen, wie die Nachbarschaft reagiert.

Rucola auf der Wiese

Einen Ort der Begegnung wollte sie schaffen, wo sich Städter treffen und Kinder sich austoben können. Eine Slackline sollte aufgehängt, ein Baumhaus organisiert werden. "Der Garten soll zum lebendigen Treffpunkt für Hobby-Gärtner und zum gemeinsamen Begegnungsort werden."

Alle waren eingeladen, mitzumachen, 50 hatten Interesse bekundet. Die Wiese war auf drei Jahre gepachtet, Rangger gründete eine gemeinnützige Ges.m.b.H., um mit den Verkäufen von Gemüsesäften oder Kräutern den laufenden Betrieb zu finanzieren, ähnlich wie in Berlin. Vergangenen Samstag sollte der Kick Off zum Garteln sein, die Gartenkerntruppe wollte die Saison planen. Doch Eleonora Rangger erhielt einen Anruf, dass es Proteste geben könnte.

Organisatorin und Tochter bedroht

Sie wollte es nicht ernst nehmen: "Ich wollte ja nicht polarisieren. Ich wollte doch nur mit Gleichgesinnten den Pflanzen beim Wachsen zusehen." Pflanzen, Erde, Samen, Kübel waren organisiert. Doch statt zu garteln wurde das Projekt auf Eis gelegt. Gegner wollten sich gegen ein "Lokal mit 50 Sitzplätzen wehren", von dem nie die Rede war. Anrainer fürchten Gestank, Lärm und den Verlust ihrer Parkplätze.

Auch bedroht wurde Eleonore Rangger. Gemeinsam mit ihrer Tochter war sie bei der Polizei. "Ich weiß nicht, ob ich das durchstehe, wenn der Widerstand so groß ist." "Urban Gardening" geht wieder zurück an den Start, möglicherweise im Gemeinderat, sicher mit neuen Info-Veranstaltungen. Man habe die Skepsis der Bürger unterschätzt, sagt der grüne Stadtrat Fritz. (Verena Langegger, DER STANDARD, 23.4.2013)