Im Parkgebiet rund um die Wiener Sternwarte dürfen - bzw. durften - seit 130 Jahren Bäume verfallen, wie sie wollten.

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Wien – "Es wird keine Rodungen oder Asphaltierungen geben, denn die Wege sind schon heute gesichert." Das war die Kernbotschaft einer E-Mail, die am 24. Mai 2012 vom Büro von Umweltstadträtin Ulli Sima (SP) an den STANDARD geschickt wurde.

Ein knappes Jahr später sieht die Sache anders aus: In nur drei Tagen wurden vergangene Woche im als Naturdenkmal geschützten Sternwartepark in Wien-Währing knapp 50 Bäume gefällt. Der Grund: Das bisher nur Studenten, Professoren und an wilder Natur interessierten Personen zugängliche Areal wird am 2. Mai geöffnet.

Wegesicherung

Die umfangreichen Baumschnittarbeiten hätten der Wegesicherung gedient, sagt Forstdirektor Andreas Januskovecz. Das Büro Sima bestätigt dies. Zudem werden Erholungssuchende, die den Park am Wochenende entdecken wollen, enttäuscht: "An Samstagen, Sonn- und Feiertagen bleibt der Park geschlossen", sagt Januskovecz. Anrainer müssen - wie bisher - auf den nur zwei Gehminuten entfernten riesigen Türkenschanzpark ausweichen.

Anrainer Alexander Peschke, der die Protestbewegung "Rettet den Sternwartepark" koordiniert, hat "erst durch den Lärm der Kettensägen davon erfahren, dass es im Park jetzt rundgeht. Bisher wurden wir ein Jahr lang über die Vorgangsweise nur hingehalten. Und jetzt wurden in drei Tagen eben Fakten geschaffen."

Für Marcel Kneuer, den Klubobmann der Grünen in Währing, ist die Öffnung insgesamt eine "Riesensauerei. Mir ist unklar, wie Umweltstadträtin Sima das im Alleingang durchziehen konnte. Wir wehren uns sicher." Ob mit "wir" auch die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou gemeint war, wollte Kneuer nicht sagen. "Aber ich glaube, begeistert ist sie von der Öffnung nicht."

Refugium für Tiere

Denn bisher durften in dem 5,8 Hektar großen und öffentlich nicht zugänglichen Grundstück seit 130 Jahren Bäume und Gewächse verwildern, wie sie wollten. Geschützt von äußeren Einflüssen, konnte sich eine einzigartige Flora und Fauna mitten im Stadtgebiet entwickeln: Baumleichen etwa geben Insekten und Vögeln wertvollen Lebensraum.

Mit den rigorosen Baumschnitten, die laut Forstdirektor Januskovecz "notwendig" waren, wurde auch ein Rundweg geschaffen, der bisher legal nicht zugänglich war. Die Kritik von Naturschützern, die auf die derzeitige Brut der Vögel im Park hinwiesen, lässt er gelten. "Wenn wir mit dem Fällen vier Wochen früher dran gewesen wären, wäre es kein Fehler gewesen." Auf die Frage, ob das Betreten des Geländes für Studenten zuvor gefährlich gewesen sei, fühlt sich Januskovecz aber nicht zuständig. "Da trug die Bundesimmobiliengesellschaft als Eigentümer die Verantwortung." Dort kontert Ernst Eichinger: "Selbstverständlich war die Sicherheit der Besucher gewährleistet." (David Krutzler, DER STANDARD, 23.4.2013