Die Ladenöffnung an Sonntagen erinnert in Österreich an Frotzelei, und nur Experten vermögen sie richtig zu deuten. Die gesetzliche Regelung ist von Ausnahmen durchlöchert wie ein Emmentaler Käse und für Rebellen ein gefundenes Fressen. Lebensmittelkonzerne etwa expandieren munter an Tankstellen, die ihnen an Sonn- und Feiertagen ein nettes Körberlgeld einspielen; während auf kleine Händler ums Eck Anzeigen niederprasseln, wagen sie es, Kunden am späten Abend zu bedienen. Besonderer regionaler Bedarf lockert das Gesetzeskorsett ebenso wie Verkauf von Geschenken. Was denn genau darunter zu verstehen ist, darf sich jeder selbst zusammenreimen.
Dass Handelsketten wie Dayli oder Einkaufscenterbetreiber wie Richard Lugner öffentlichkeitswirksam Schlupflöcher ausloten und den Sozialpartnern auf der Nase herumtanzen, darf also keinen wundern. Rechtliche Klarstellung ist hoch an der Zeit, typisch österreichisches Herumeiern hat hier nichts verloren. Ebenso wenig wie krampfhaftes Beharren auf dem heiligen Sonntag. Darüber zu entscheiden, ob dieser dem Handel verschlossen bleiben soll, ist nicht Aufgabe der Gewerkschaft, sondern der Gesellschaft.
Warum nicht Druck aus der Debatte nehmen und Testläufe starten? Dass das nicht auf Kosten der Mitarbeiter und ihrer Zuschläge gehen darf, muss allen klar sein. Es ist ein teures Unterfangen, das sich für wenige Betriebe rechnet. Womit die Hysterie um den Sonntag gegessen sein dürfte. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 25.4.2013)