Gastiert am 1. Juni im Festspielhaus St. Pölten u. a. mit Songs von Billie Holiday und Ella Fitzgerald: Dee Dee Bridgewater. 

Foto: Mark Higashino

 Sie war die erste Afroamerikanerin, die in dem Musical Cabaret die Hauptrolle der Sally Bowles verkörperte. Das war 1995 im Pariser Théâtre Mogador. Bereits 1986 hatte sie in dem Film Lady Day erfolgreich die Rolle der Billie Holiday gespielt. Als Schauspielerin ist die in Memphis, Tennessee, geborene Dee Dee Bridgewater (62) ein Talent. Als Sängerin aber ist sie einer der ganz großen Sterne am Himmel der Jazzmusik. Am 1. Juni tritt sie im Festspielhaus St. Pölten auf.

Im Gepäck hat Bridgewater Songs von Billie Holiday, der sie ein Tribute-Album widmete, für das sie 2011 den Grammy als bestes Jazz-Vokalalbum erhielt. Einige Lieder stammen auch aus ihrem Album Midnight Sun, in dem sie sich mit dem Thema Liebe auseinandersetzt. Ihre Interpretationen von Holiday und auch einer anderen Größe des Jazz, Ella Fitzgerald, gründen auf intensiven Nachforschungen. Ihre raue Stimme kann sich, schreibt die New York Times, "chamäleonhaft" überall hinbewegen, wo die Sängerin sie braucht.

Zu Europa hat Dee Dee Bridgewater eine besondere Beziehung: Fünfzehn Jahre verbrachte sie in Paris. Zu ihrem Geburtsland pflegt sie ein eher vorsichtiges Verhältnis. "Rassismus ist in diesem Land für afroamerikanische, mexikanische und hispanische Menschen noch immer ein großes Problem", sagt sie. Aber sie räumt ein: "Die Tatsache, dass wir fähig sind, den ersten afroamerikanischen Präsidenten zu haben, ist bezeichnend für den Fortschritt, den das Land gemacht hat."

Den Sprung von Jazz zum Rock macht das Festspielhaus mit Tanz. Aus Schottland stammt der 1962 geborene Choreograf Michael Clark, der bereits am 4. Mai sein Stück come, been and gone, 2010 uraufgeführt, ins Festspielhaus bringt. Clark war ein frühes Talent. Bereits mit 13 Jahren zog er von zu Hause aus, um an der Londoner Royal Ballet School zu studieren. Mit 17 heuerte er beim Ballet Rambert an, wo ihm sofort Tanzrollen auf den Leib choreografiert wurden. Und schon mit 22 Jahren hatte er mehr als ein Dutzend eigene Werke produziert, was ihn 1984 dazu ermutigte, seine eigene Company zu gründen.

Dass der heute weltberühmte Choreograf, der über Begegnungen mit Merce Cunningham und John Cage und seiner Zusammenarbeit mit Karole Armitage zu einem modernen Ballettstil fand, eine Schwäche für Rockmusik pflegt, hat er nie verheimlicht. Glamour, Eleganz und raue Töne, das sind seine Brücken zu den 1970er-Jahren, wie sie auch in come, been and gone anklingen. Ebenso wie der Nachhall seiner künstlerischen Nähe zum Fashion-Design und zu Performancekünstlern wie Leigh Bowery. Der musikalische Nukleus des Stücks ist David Bowies Hit Heroes, und um diesen Kern tanzen Nummern von Iggy Pop, Kraftwerk, Lou Reed und Bruce Gilbert.

Tanz ist schließlich am 8. Juni auch ein wesentliches Element in der von Joachim Schloemer in Zusammenarbeit mit dem Tonkünstlerorchester (es dirigiert Julia Jones) gestalteten Abschlussshow. Mit zahlreichen Gästen wie dem Tänzer Gavin Webber, dem Akkordeon-Phänomen Otto Lechner, der Sängerin Anna Radziejewska, dem Perkussionisten Murat Coskun und dem Gitarristen Maurizio Grandinetti führt der künstlerische Leiter noch einmal durch die von ihm programmierten Spielzeiten. Ein feuriges Finale. (Helmut Ploebst, Spezial, DER STANDARD, 26.4.2013)