Foto: ADA/Robert Burtscher

Kristallklares Wasser aus der Wasserleitung ist in Österreich selbstverständlich – nicht jedoch in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dort verhindert Wassermangel ein besseres Leben: Denn die knappe Ressource ist für Gesundheit und Hygiene unerlässlich. Sie sichert das Funktionieren des Ökosystems, ist ein wichtiger Produktionsfaktor der Wirtschaft.

800 Millionen Menschen rund um den Globus haben keinen Zugang zu Trinkwasser und 2,5 Milliarden müssen ohne hygienische Toiletten leben. In Afrika südlich der Sahara sind 39 Prozent der Menschen nicht ausreichend mit Wasser versorgt.

Wassermangel ist globale Herausforderung

Mit zunehmendem Bevölkerungswachstum wird sich die Lage zuspitzen: Die Weltbevölkerung wird Prognosen zufolge bis 2050 von derzeit 7,1 Milliarden Menschen auf 9 Milliarden anwachsen. Damit steigt auch der Bedarf an Wasser, Lebensmitteln und Energie. Gleichzeitig sind heute wie in Zukunft nur 2,5 Prozent der Wasservorkommen auf dem blauen Planeten Süßwasser. Die Vereinten Nationen schätzen, dass der Bedarf an Süßwasser bereits 2030 nur noch zu 60 Prozent aus natürlich erneuerbaren Wasserressourcen gedeckt werden kann. Gleichzeitig wird die Menschheit um 40 Prozent mehr Energie benötigen. Bis Mitte dieses Jahrhunderts muss die landwirtschaftliche Produktion um 70 Prozent steigen. Ein friedliches Zusammenleben wird bis zur Mitte des Jahrhunderts verstärkt von einer menschenwürdigen Grundversorgung mit Wasser abhängen. Darum engagiert sich die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit seit Jahren mit Know-how und finanziellen Mitteln in Partnerländern wie Uganda, Albanien oder Moldau für eine bessere Wasser-, Ernährungs- und Energieversorgung.

"Virtuelles Wasser" versickert in der Konsumwelt

Häufig ist uns nicht bewusst, wie viel Wasser die Produktion alltäglicher Produkte verschlingt. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von "virtuellem Wasser". Darunter versteht man die Gesamtmenge an Wasser, die bei der Herstellung von Produkten oder Dienstleistungen verbraucht und verschmutzt wird oder dabei verdunstet. Für eine Tasse Kaffee werden 140 Liter verbraucht. Die Erzeugung von 1 Kilo Weizen benötigt 1.000 Liter und die Produktion eines Notebooks 6.000 Liter Wasser. Nachhaltige Wassernutzung geht uns also alle an und wird künftig immer stärker gefragt sein.

Wasser ist ungleich verteilt

Während EuropäerInnen täglich etwa 130 Liter Wasser verbrauchen, gelten AfrikanerInnen, denen 20 Liter am Tag zur Verfügung stehen, als gut versorgt. Sichere Trinkwasserquellen – wie öffentliche Zapfstellen – sind in Entwicklungs- und Schwellenländern oft kilometerweit von zu Hause entfernt. Für das Wasserholen in schweren Kanistern sind vor allem Frauen und Kinder zuständig, die dafür täglich 200 Millionen Stunden aufwenden. Diese Zeit fehlt für die Erwerbsarbeit oder den Schulbesuch. Eine schlechte Wasserversorgung wirkt sich also negativ auf Bildung und Einkommen aus.

Auch in puncto Gesundheit spielt Wasser eine zentrale Rolle: Rund ein Drittel der Menschheit hat keine hygienischen Toiletten. Hunderte Millionen verrichten ihre Notdurft im Freien. Nachts laufen Frauen dabei Gefahr, Opfer von sexuellen Belästigungen zu werden. Abseits davon sind Durchfallerkrankungen ein enormes Problem: Geschätzte zwei Millionen Menschen sterben jährlich daran – vor allem Kinder unter fünf Jahren sind gefährdet. Dabei könnte alleine Händewaschen mit Seife das Krankheitsrisiko um die Hälfte verringern. Deshalb sind neben der Schaffung von Wasserinfrastruktur Bewusstseinsbildung und Hygieneschulungen zentrale Themen erfolgreicher Entwicklungszusammenarbeit.

Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit unterstützt beispielsweise Uganda erfolgreich beim Aufbau einer nachhaltigen Wasser- und Sanitärversorgung. Heute haben in dem ostafrikanischen Land – allein durch das "South Western Towns Water and Sanitation Project" - um 650.000 Menschen mehr Zugang zu sicheren Trinkwasserquellen als vor 17 Jahren. In den kommenden Jahren setzt Österreich dort ein EU-Projekt um, das weitere 350.000 UganderInnen mit Wasser versorgen wird.

Wasser und Toiletten bringen volkswirtschaftlichen Nutzen

Große Wirkung hat das Fehlen bzw. die Sicherstellung der Wasserversorgung auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht: Eine Studie in 18 afrikanischen Ländern ergab, dass aufgrund mangelnder sanitärer Einrichtungen und Hygiene ein jährlicher volkswirtschaftlicher Schaden von 5,5 Milliarden US-Dollar entsteht. Dies entspricht 1 bis 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der untersuchten Länder.

Im Vergleich dazu berechnete das Entwicklungsprogramm der UN im Weltentwicklungsbericht 2006, dass jeder US-Dollar, der in Wasser- und Sanitärversorgung investiert wird, 6 US-Dollar volkswirtschaftlichen Nutzen bringt.