Bild nicht mehr verfügbar.

ÖBB-Chef Christian Kern ist zufrieden mit der vorgelegten Bilanz.

Foto: APA/Neubauer
Grafik: STANDARD

Wien - Die ÖBB ist 2012 tiefer in die schwarzen Zahlen gefahren - eine Erholungsfahrt wird 2013 trotzdem nicht. Vor allem nicht für die Gütersparte Rail Cargo Austria (RCA). Denn sie konnte den anhaltenden Eigenkapitalverbrauch zwar bremsen, die Eigenkapitalquote ist aber noch immer mit fünf Prozent negativ. Daran änderte auch die Zufuhr von 17,5 Millionen Euro (auf minus 97,2 Mio.) über die Konzernholding nichts, sie drückte die negative Quote lediglich von minus sechs auf minus fünf Prozent.

Auf frisches Geld, um das ÖBB-Holding-Chef Christian Kern seit Jahren intensiv geworben hat, hofft die ÖBB-Führung nicht mehr: "Wir gehen davon aus, dass wir es ohne Eigenkapitalerhöhung schaffen", sagte Kern mit Hinweis auf die Uneinigkeit der Regierung. Im übrigen sei die negative Eigenkapitalquote laut Bilanzierungsstandard IFRS ohnehin nicht relevant, entscheidend seien die 11.2 Prozent laut UGB in der RCA-Leitgesellschaft RCA AG. Im Vorjahr habe man den Finanzbedarf über die Holding gestillt. 2018 soll wieder über den Kapitalmarkt finanziert werden. Oft dürfte das nicht mehr möglich sein. Denn Wagons, Verschubloks und Grundstücke wurden über die Jahre bereits (teils im Konzern) verkauft, nun stehen noch RCA-Stückgutbereich (Kontraktlogistik) und Terminals/Logistikcenter zum Transfer in die Holding und den Schwesterkonzern ÖBB-Infrastruktur an. Das entlastet RCA - abgesehen von Cash - langfristig, weil mehr als 400 Eisenbahner " mitverkauft" werden.

Frachtverlust setzt sich fort

Keineswegs leichter wird es beim operativen Geschäft. Preisverfall, Überkapazitäten und Konjunkturschwäche lassen gefahrene Zugkilometer und beförderte Nettotonnen schmelzen. Im ersten Quartal 2013 setzte sich der Frachtverlust fort, die Nettotonnage habe sich um fast zehn Prozent dezimiert, sagen RCA-Insider. Das Gegenrezept der ÖBB-Führung ist " simpel", betonte Kern: "Besser werden, also Märkte gewinnen (Internationalisierung mit Eigentraktion), Kunden Gewinnen, Talente gewinnen". Alle drei haben sich zuletzt freilich als mühsam herausgestellt. Die Auslandsumsätze sanken um neun Prozent oder 112,5 Millionen auf 1,09 Milliarden Euro. Im übrigen sei das Ergebnis entscheidend, nicht Volumen oder Marktanteile.

Eine Aufholjagd steht der ÖBB auch beim Verdienen der Kapitalkosten bevor: Der Return on Capital Employed (Roce) beträgt im Personenverkehr (PV) 4,7 Prozent und soll auf 6,4 Prozent steigen. In der RCA ist die Distanz von 4,6 Prozent Ist-Roce zum Ziel 8,4 Prozent noch größer. Hinzu kommt, dass es für die vom Bund bestellten und finanzierten Nah- und Regionalverkehrsleistungen weniger Geld gibt. Wohl wurden im Vorjahr 607 Mio. Euro überwiesen, allerdings musste von den 2011 gezahlten 565,1 Mio. Euro wegen Verdachts auf Überkompensation 28 Mio. rückgestellt werden. Weitere 257,3 Mio. Euro zahlten Länder und Gemeinden über bestellte Verkehrsdienste- verträge (VDV). Zusammen ergibt das 47 Prozent des Umsatzes des ÖBB-Personenverkehrs.

Heißt im Umkehrschluss: Von dem um fünf Prozent auf 1,84 Mrd. erhöhten Umsatz mit Bahn und Bus fuhr die Staatsbahn laut Geschäftsbericht 886,7 Mio. Euro oder 48 Prozent auf dem Markt ein. Die ÖBB relativiert das, es seien 66 Prozent; die VDV seien auch Markterlöse. Im Konzern ist das Verhältnis so: Von 6,27 Mrd. Euro an Gesamterträgen bleiben nach Abzug von Konzernleistungen 5,24 Mrd. Umsatz. Davon 2,66 Mrd. Euro (51 Prozent) sind direkt am Markt erzielter Absatz, von dem 17 Prozent aus dem PV stammen, 34 Prozent von RCA. (ung, STANDARD, 27.4.2013)