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Sozialisten-Chef Edi Rama will Premier werden.

Foto: APA/EPA/Babani

Tirana/Wien - Die Veranstaltung hieß "Albanien - Zukunft gestalten" und fand vergangenen Mittwoch in der Diplomatischen Akademie in Wien statt. Gastredner war der Chef der albanischen Sozialistischen Partei (PS), Edi Rama. In Albanien finden am 23. Juni Parlamentswahlen statt. Rama möchte Premier werden. Das Amt hat zurzeit sein größter Kontrahent von der Demokratischen Partei (PD), Sali Berisha, inne.

Die Veranstaltung in Wien hatte auch Egin Ceka, erster Sekretär der Botschaft und Vertreter Albaniens bei internationalen Organisationen, besucht. Er ging nach der Veranstaltung zu Rama, um dessen Aussage zu kritisieren, dass die albanische Diplomatie "politisiert" sei und an den Botschaften für Auslandsalbaner deshalb keine korrekten Wahlen abgehalten werden könnten. "Ich habe zu Rama gesagt, dass ich aus Erfahrung weiß, dass die Kollegen das nötige administrative Selbstbewusstsein beherrschen, dass korrekte Wahlen abgehalten werden können. Und ich habe ihm gesagt, dass er der Diplomatie ein großes Unrecht erwiesen hat", so Ceka zum Standard. "Daraufhin hat Rama zu mir gesagt, dass ich die Veranstaltung verlassen solle. Ich habe gesagt, dass ich dazu keinen Grund sehe. Dann hat er seine rechte Hand auf meine linke Kopfseite gelegt und die Faust geballt und Teile meiner Haare und meines Ohres gefasst. Es war kein schmerzlicher Schlag, aber eine Grenzüberschreitung."

Ceka bezeichnete daraufhin Rama als "Müll", der es seiner Meinung nach nicht verdiene, die Albaner zu regieren. Rama selbst hat keine Stellungnahme zu dem Vorfall abgegeben. Seine Partei, die PS, bestreitet aber, dass die Handgreiflichkeit stattgefunden hat. Ceka habe Rama verbal attackiert, so die Sozialisten.

Die PD hat den Wiener Vorfall aber nun zum Wahlkampfthema gemacht und eine parlamentarische Untersuchung gegen Rama eingeleitet. Der Wahlkampf hatte zuvor bereits mit Streit begonnen: Nachdem die Partei LSI die Regierung verlassen hat, hat das Parlament die Zusammensetzung der Wahlkommission zugunsten der Regierung geändert. Nicht nur die Opposition, auch die EU hat dies kritisiert. In Albanien ist die Polarisierung zwischen den beiden Lagern stark. Die Wahlen entsprachen bisher nicht den Standards der Europäischen Union. (awö, DER STANDARD, 29.4.2013)