Harald Trautsch ist CEO Blue Monkeys und CEO everbill

Foto: Blue Monkeys

Wir wissen alle, dass das „zur Schau tragen" von materiellen Dingen kein Indikator für Erfolg ist. Auch im Silicon Valley fahren manchmal Schaumschläger große, meistens geleaste Autos und Multimillionäre gehen in Flip-Flops im Supermarkt einkaufen. Neben Nennungen in Medien wie Techcrunch, Forbes oder dem Wall Street Journal sind vor allem die Begriffe „Traction", „Funding" und „Exits" ein Erfolgsindikator.

1. Traction – oder „Will mich jemand?"

Eine Idee ist nicht immer etwas Wert, wie auch schon in meinem letzten Blog zu lesen war. Es geht vielmehr darum, diese (als Prototyp) umzusetzen und zu beweisen, dass das Produkt oder Service „Traction" hat, also von potentiellen Kunden angenommen wird. Denn gibt es bereits Nutzer, bekommt der Business Plan zumindest einen Hauch an Glaubwürdigkeit. Wie viel Werbe-Dollar kostet ein neuer Kunde? Kauft er ein- oder mehrmals und über welchen Zeitraum? Wie viel Prozent wächst mein Geschäft pro Woche (nicht pro Monat!)? „Traction" hat  viele Gesichter, die zu Beginn oft wenig mit Umsatz oder Ertrag zu tun haben. Es können die Anzahl der täglichen Downloads einer App sein, die Zahl der Kunden, die in ein Geschäft kommen oder der Prozentsatz, mit dem Testkunden zu Zahlkunden werden. Wer nachweisen kann, dass jemand bereit ist, das Produkt oder Service zu nutzen, kann bei einem Investorengespräch eine halbwegs realistische Chance haben.

2. Funding – oder „Glaubt mir jemand?"

Die erste Finanzierung ist die schwierigste - und dabei spreche ich nicht vom Sparstrumpf der Eltern. Einen Investor zu überzeugen bedeutet, einem Fremden glaubhaft zu vermitteln, dass man das richtige Team mit dem richtigen Produkt im richtigen Markt am Start hat. Man hat Arbeit in Marktforschung investiert und potentielle Mitbewerber analysiert. Man hat Testkunden, die das Produkt nutzen und nicht gleich angewidert das Weite suchen. Man hat die nächsten Schritte geplant, die notwendigen Ressourcen kalkuliert und Ziele festgesetzt, die es zu erreichen gilt. Und – was nicht zu unterschätzen ist – man hat sich und sein Unternehmen in wenigen Minuten glaubhaft präsentiert. Es ist also ein großer Erfolg, Investoren gefunden zu haben. Und je namhafter bzw. besser vernetzt diese sind, umso leichter bekommt man Termine mit weiteren potentiellen Geldgebern.

3. Exit – oder „Zahlt jemand?"

Je größer der „Exit", der Verkauf nach erfolgreichem Aufbau des Startups, und je bekannter der Käufer, umso mehr Ruhm heimst man dafür ein. Das Ganze sollte natürlich idealerweise in den USA bzw. im besten Fall im Silicon Valley selbst passiert sein. Ich persönlich sehe das etwas anders. Zum einen sind viele – auch millionenschwere – Exits kein Erfolg im herkömmlichen Sinne. Oft haben Branchenriesen wie Google oder Yahoo mehr Interesse am Team als an dem Produkt selbst. Oder der Markt wird einfach um einen potentiellen Mitbewerber bereinigt. Zum anderen habe ich persönlich keines meiner Unternehmen mit dem Ziel gegründet, es irgendwann zu verkaufen. Vielmehr war das Ziel immer der Wunsch, etwas zu bewegen und einen Mehrwert zu schaffen. Mein Erfolg ist jedenfalls, dass ich hier jeden Tag aufs Neue eine Unmenge lerne! (Harald Trautsch, derStandard.at,29.4. 2013)