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Die Anwälte der Verdächtigen sprechen zu den Medien.

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Die beiden Kasachen vor Gericht

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Auf einer Mülldeponie fanden Ermittler den Rucksack, in dem ausgeleerte Feuerwerkskörper steckten

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Boston  - Gut zwei Wochen nach dem Bombenanschlag auf den Boston-Marathon haben die Ermittler am Mittwoch bekanntgegeben, dass bereits wenige Tage nach der Explosion drei weitere Verdächtige festgenommen wurden. US-Medien zufolge handelte es sich dabei um Studenten, die einem der beiden Attentäter nach dem Anschlag geholfen haben sollen.

Mehrere US-Fernsehsender berichteten, dass die Verdächtigen Gegenstände aus dem Wohnheimzimmer des mutmaßlichen Bombenlegers Dschochar Zarnajew entfernt hätten. Anschließend sollen sie die Ermittler angelogen haben. Die Studenten sollen mit Zarnajew die Universität Massachusetts-Dartmouth besucht haben, dem Sender NBC zufolge waren sie befreundet. Zwei der Verdächtigen stammen den Angaben zufolge aus Kasachstan, der dritte Festgenommene sei US-Bürger.

Einer der Verdächtigen schrieb Zarnajew dem Polizeiprotokoll zufolge eine SMS mit dem Inhalt "Du siehst aus wie der der Verdächtige im Fensehen", worauf dieser "LOL" antwortete.

Falschaussage

Die jungen Männer, die Spuren eines der beiden mutmaßlichen Attentäter von Boston verwischt haben sollen, bleiben zunächst in Untersuchungshaft. Die drei Verdächtigen erschienen am Mittwoch erstmals vor Gericht, wo ihnen eine Verschwörung zur Behinderung der Justiz sowie Falschaussage in einer Terrorermittlung vorgeworfen wurden.

Zwei 19-jährige Kasachen sollen Medienberichten zufolge bis zu ihrer nächsten Anhörung am 14. Mai weiter festgehalten werden. Ein gleichaltriger US-Bürger bleibt demnach zunächst bis zu einer Anhörung am kommenden Montag in Untersuchungshaft.

Laptop und Rucksack entsorgt

Die beiden Kasachen studierten an der gleichen Universität wie der mutmaßliche Bombenleger Dschochar Zarnajew, der US-Verdächtige war ein Schulfreund. Laut US-Justiz wollten die drei Männer Tsarnaev decken, als sie ihn auf nach den Anschlägen veröffentlichten Fahndungsfotos erkannt hatten.

Außerdem sollen sie einen Laptop und einen Rucksack mit entleerten Feuerwerkskörpern aus Zarnajews Wohnheim-Zimmer mitgenommen und entsorgt haben. Die Ermittler fanden die Beweismittel später auf einer Mülldeponie.

Der Vorwurf gegen die beiden Kasachen lautet Verschwörung zur Behinderung der Justiz, ihnen droht bei einer Verurteilung bis zu fünf Jahre Haft. Der US-Bürger wird beschuldigt, die Ermittler angelogen zu haben. Dafür könnte er bis zu acht Jahre ins Gefängnis kommen. Über eine mögliche Anklage vor einem Bundesgericht muss eine sogenannte Grand Jury aus Laienrichtern befinden.

Nichts von Anschlag gewusst

Von dem Anschlag sollen die Verdächtigen im Vorfeld aber nichts gewusst haben. Bei zwei Explosionen nahe der Ziellinie des Bostoner Marathons waren am 15. April drei Menschen getötet und mehr als 260 verletzt worden. Als mutmaßliche Täter identifizierten die Ermittler Dschochar Zarnajew und seinen älteren Bruder Tamerlan. Das aus einer tschetschenischen Familie stammende Brüderpaar lebte seit Jahren legal in den USA. Tamerlan wurde auf der Flucht getötet, Dschochar schwer verletzt gefasst.

Die US-Sicherheitsbehörden hatten erklärt, dass es sich bei den Brüdern offenbar um selbstradikalisierte Einzeltäter handelt. Verbindungen zu internationalen Terrorgruppen wie Al-Kaida seien wenig wahrscheinlich.

Komplizen oder Mitwisser

Die US-Bundespolizei FBI untersuchte in den vergangenen Tagen allerdings, ob das Brüderpaar womöglich Komplizen oder Mitwisser hatte. Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, der Republikaner Mike Rogers, hatte dem Fernsehsender ABC am Wochenende gesagt, dass die Ermittler "Personen von Interesse" im Visier hätten.

Nach Angaben aus dem Kongress interessierten sich die Ermittler auch für die Mutter der mutmaßlichen Bombenleger, die in der russischen Kaukasus-Republik Dagestan lebt. Dabei werde untersucht, ob Subeidat Zarnajew für die Hinwendung ihrer Söhne zum Islamismus verantwortlich sei. Vor allem nehmen die Ermittler einen sechsmonatigen Kaukasus-Aufenthalt Tamerlan Zarnajews im vergangenen Jahr unter die Lupe. Auch die Witwe Tamerlans wurde überprüft. (red/APA, 1.5.2013)