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Trainer Bogdan Kotnik (links) und Sportdirektor Martin Micheu haben seit diesem Moment ein Schlafdefizit.

Foto: APA/Eggenberger

Aich/Dob - Dem Triumph am Dienstag folgte unweigerlich eine Nacht, und dieser Nacht folgte wiederum unweigerlich ein Tag. "Ich habe noch nichts geschlafen. Und die Mannschaft auch noch nicht", sagte also Martin Micheu am Mittwochnachmittag, und in der Stimme des Sportdirektors von Volleyballmeister Aich/Dob war die Angst vor der nächsten Nacht deutlich zu hören. Da standen die offiziellen Feierlichkeiten des Kärntner Klubs aus dem 160-Einwohner-Dorf, einer Katastralgemeinde der Grenzstadt Bleiburg (Pliberk), nämlich erst an.

Schon vor der Siegesfahrt mit dem Traktor durch den Ort und dem Spektakel auf der Bühne, die nahe dem Hauptsponsor Posojilnica-Bank errichtet wurde, war Micheu völlig fertig. "So etwas hat es im Volleyball in Österreich noch nicht gegeben", sagte Micheu, und er meinte nicht nur den 3:1-Sieg von Aich/Dob im entscheidenden siebenten Spiel der Finalserie über Titelverteidiger Hypo Tirol.

"Bei uns in der Halle sind 1300 Leute eh schon übereinandergestanden und haben uns angefeuert. Und vor der Halle waren 700 Fans beim Public Viewing mit dabei. Wenn am Dienstagabend ein Erdbeben in Kärnten gemessen wurde, waren wir dafür verantwortlich."

Erstmals seit 1995 (Paris Lodron Salzburg) heißt ein Volleyballmeister nicht Hypo Tirol oder hotVolleys. Wo sich Aich/Dob mit dem ersten Titel in der 31-jährigen Vereinsgeschichte aber nicht von den heimischen Großklubs unterscheidet - die Sensation wurde mit einer internationalen Truppe eingefahren. Von den zehn Legionären kommen fünf aus dem nahen Slowenien, Libero Philipp Kroiss und der im Finale verletzungsbedingt fehlende Mittelblocker Gerald Reiser sind die Beiträge aus Österreich.

"Ich würde auch mit sechs Österreichern spielen", sagt Micheu. "Aber die muss man erst einmal nach Aich/Dob kriegen. Wir sind keine Stadt, wo die Spieler nebenbei auch studieren oder arbeiten können." Die slowenischen Spieler wohnen nur ein paar Kilometer von Aich/Dob entfernt auf der anderen Seite der Grenze.

Ob in der nächsten Saison auch die Champions League ins Dorf kommt, ist noch fraglich. Zwar hätte Österreichs Meister einen Fixplatz in der Königsklasse, die neuerrichtete Jufa-Arena in Bleiburg hat aber zu wenige Sitzplätze. "Wir bräuchten eine Sondergenehmigung", sagt Micheu. 1500 sind vorgeschrieben, 1100 gibt es derzeit. "Außerdem müssten wir für die Auswärtsreisen wohl noch 200.000 Euro extra aufstellen." In den nächsten zwei bis drei Wochen soll über die Sondergenehmigung entschieden werden, für das Finanzielle soll neben zusätzlichen Sponsoren auch das Land Kärnten bezirzt werden. Im Worst-Case-Szenario steht der entthronte Meister Tirol Gewehr bei Fuß. "Aber noch", sagt Micheu vor der zweiten Partynacht en suite, "fühlt sich eh alles unwirklich und wie in Trance an." (David Krutzler, DER STANDARD, 2.5.2013)