Kunst als liberales Branding hin oder her: Durchtrainierte, unbekleidete Athleten-Körper wollte der Emir von Katar seinen Untertanen dann lieber doch nicht zumuten. Weshalb er zwei antike Statuen hurtig verpacken und auf den Peloponnes zurückschicken ließ: Griechenland hatte eine "Brücke der Freundschaft" zwischen sich und Katar schlagen wollen und zu diesem Behufe für eine Olympia-Ausstellung rund 600 Ausstellungsstücke von Athen nach Doha verschifft. Nackte Männer waren zu viel des Guten.

Dabei unternimmt der muslimische Geldriese am persischen Golf viel, um sich als Oase der Kultur zu etablieren, inklusive "Kulturdorf" mit Villen für prominente Stars, Oper, Amphitheater, Museen. Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani, der seit 1995 an der Macht ist, pumpt Milliarden in die Qatar Foundation (QF), die von seiner Zweitfrau geleitet wird. Sheikha Mozah gilt als eine der mächtigsten Frauen der arabischen Welt, schön, liberal, weitgereist, kulturbeflissen. Doch ihre Weltoffenheit hat Grenzen. Etwa, wenn ein Dichter in einem Vers  die Frage aufwirft: "Sie importiert all ihre Sachen aus dem Westen. Warum importiert sie nicht Gesetze und Freiheit?"

Sie – die Sheikha – erkannte sich wieder, der 36-jährige Poet wurde in Einzelhaft genommen und schließlich unlängst zu lebenslanger Haft verurteilt.

Andererseits ist Katar stolz darauf, dass einige der wichtigsten Universitäten und Forschungseinrichtungen im Wüstenstaat Dependancen errichtet haben. 2008 kaufte das Scheichtum für sein philharmonisches Orchester Topmusiker aus 31 Nationen ein. Zwei Jahre später wurde, direkt am Meer, das Opernhaus eröffnet.

Internationale Stararchitekten wurden engagiert: Der US-Stararchitekt Ieoh Ming Pei baute in Doha das Museum für islamische Kunst (MIA); der französische Baukünstler Jean Nouvel zeichnet für ein spektakuläres Hochhaus verantwortlich. Dessen Landsmann Jean-François Bodin adaptierte 2010 ein ehemaliges Schulgebäude für ein provisorisches Museum moderner arabischer Kunst. Der ursprünglich geplante futuristische Bau Rafael Viñolys in Gestalt einer Sanddüne wurde – noch – nicht realisiert.

Das seit 2009 stattfindende Doha-Tribeca-Filmfestival sollte die katarische Filmindustrie befördern. Offensichtlich mit Erfolg: Katar plant ein siebenteiliges Filmepos über den Propheten Mohammed, um das "falsche Bild" zu korrigieren, das die westliche Gesellschaft vom Islam habe, so der Chef der Alnoor-Mediengruppe. Veranschlagtes Budget: eine Milliarde Dollar. Problematisch ist nur ein kleines Detail: Die Hauptfigur Mohammed darf nicht gezeigt werden. (Andrea Schurian /DER STANDARD, 2.5.2013)