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Gurken sollten erst nach den Eisheiligen ins Freie gepflanzt werden.

Foto: ap/kaestner

Zuerst droht man den "Süßes oder Saures" schnorrenden Gfrastern mit einem Satz heißer Ohren, dann verscheucht man die heiligen drei Könige von der Türdacke, und was folgt? Prompt stehen die Eisheiligen da und üben massiven Druck auf die fragile Gärtnerseele aus. Sie drohen mit Frost, eisigem Wind und Schneefall. Darf denn das wahr sein?

Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die Kalte Sophie, kroatisch die Ledeni Sveci, feiern ihr jährliches Stelldichein von 11. bis 15. Mai. Als meteorologische Singularität bezeichnet, sind sie wie die Schafskälte im Juni und der Altweibersommer im September zu erwartende Witterungsregelfälle. Als Saints de glace, wie der Franzose weiß, geben sie dem Bauern Sicherheit, wenn es um den Anbau essbarer Pflanzen geht. Nach der Kalten Sophie könne man getrost das Korn ausbringen, der nächste Frost wäre dann noch Monate entfernt.

Schon lange vor wissenschaftlich-meteorologischen Aufzeichnungen wusste der Bauer über die Eisheiligen, ungarisch fagyosszentek, Bescheid und gab sein Wissen mündlich narrativ weiter. Interessant dabei ist, dass das Datum trotz diverser Kalenderreformen konstant blieb und dass die Meteorologie die Ice Saints nicht bestätigen kann. So gab es in den Jahren von 1991 bis 2006 keinen einzigen Frosttag im Mai, von 1951 bis 1961 lediglich 0,4 statistische Frosttage im Mai. Kann man daher schon Ende April seine frostempfindlichen Pflanzen wieder hinausstellen? Wenn man mit deren Verlust leben kann, dann ja.

Die Zutaten für den klassischen Sommersalat sollten lieber drinnen bleiben

Welche Stecklinge und Zöglinge sollten bis Mitte Mai drinnen bleiben: zum Beispiel der klassische Sommersalat aus Paradeisern, Gurken und Zucchini. Aber auch die wertvollen Leguminosen sollten zuwarten: Bohnen und Fisolen haben es gerne konstant warm, hier bringt ein Hasardspiel mit der Witterung keine Startvorteile. Und auch die Dahlien und Begonien sollten sich hinten anstellen, wenn es um das Rausgesetztwerden geht. Drängeln dürfen die anderen.

Die halten dann auch locker minus drei Grad aus und hören auf Blattsalat, Kohlrabi, Radieschen und Schnittlauch. Aber auch die Pelargonien und Surfinien haben kein Problem mit spätem Frost. Ganz im Gegenteil, es geht die Mär, dass Pelargonien, Surfinien und Balkongold erst durch Frost später im Hochsommer so richtig erblühen. Wie dem auch sei, in den gängigen Samenpackerln sind immer ausreichend Samen enthalten, um auch eine zweite Saat nach etwaigem, letalem Spätfrost aussäen zu können.

Gurken haben es gerne warm und windstill

Im Mai beginnt der kulinarische Sommer. Freunde der Salatgurken säen diese nun, Baumparadeiser werden am Spalier gezogen, und die Paprika finden als Stecklinge ihren Weg ins Beet. Die Gurken sind bei Ernährungsbewussten ja sehr hoch angeschrieben, verbraucht man beim Verzehr doch mehr Kalorien, als sie einem liefern. Prinzipiell haben es die Gurken gerne warm und windstill. Der Boden sollte stets leicht feucht sein, das garantiert in der Folge auch saftigen Biss. So mit der zweiten Maihälfte können vorgezogene Gurken ins Freigehege gebracht werden, der Auslauf wird ihnen guttun, denn sie brauchen Platz. Die Pflanzreihen sollten gut und gerne einen Meter Abstand zueinander aufweisen, der "intergurky space" sollte nicht unter 37,5 Zentimeter betragen.

Da die Gurkenpflanze im Beet unkontrolliert herumkriecht, empfiehlt sich der Einsatz eines Maschendrahtzauns. Daran können die Triebe hochranken, was Pflege und Ernte doch deutlich erleichtert. Und wer seine Gurken süß-säuerlich einlegt, der kann dann zu Halloween, wenn die Gschrappen wieder keck "Süßes oder Saures" fordern, ihnen ein Glas Gurken reichen. Die langen Gesichter stehen dann bestimmt für Dankbarkeit. Ha! (Gregor Fauma, Rondo, derStandard.at, 3.5.2013)