
Netflix setzt auf Angebotsvielfalt und neue Eigenproduktionen wie "House of Cards".
Was von vielen Netzaktivisten schon lange in den Raum gestellt wird, scheint sich als Meinung nun auch bei Netflix – einem der größten Streamingdienstleister – durchgesetzt zu haben.
Faire Angebote reduzieren Filesharing
In einem Interview mit Stuff.tv meint Ted Sarandos, Chefverantwortlicher für die Inhalte bei Netflix, dass es eine Korrelation zwischen dem Start des Services in einem Land und der Entwicklung des BitTorrent-Datenverkehrs gibt.
"Die Leute sind großteils ehrlich", so Sandaros. "Wenn wir in einem Land starten, sinkt der BitTorrent-Traffic, während unserer steigt. Der beste Weg, Piraterie zu bekämpfen ist nicht Gesetzgebung und Strafverfolgung, sondern in dem man gute Angebote bereitstellt."
USA: Netflix vor BitTorrent
Eine von Wired zitierte Sandvine-Erhebung aus dem Jahre 2011 zeigt, dass die Hälfte des in den USA gemessenen Traffics bereits durch Echtzeituntehaltungsdienste erzeugt wird. Netflix alleine erzeugte mit 22,2 Prozent Gesamtanteil mehr Datenfluss als das BitTorrent-Protokoll mit 21,6 Prozent.
"Eine der Nebeneffekte des zunehmenden Contentangebots ist die Erwartung [Anm.: der Konsumenten], Zugang dazu zu haben", so Sarandos weiter. "Man kann nicht das Internet als Marketingvehikel nutzen und dann nicht als Plattform zur Lieferung."
Fallbeispiel "Game of Thrones"
Was passiert, wenn ein Inhalt sich hoher Beliebtheit erfreut, es aber kaum sinnvolle Bezahlangebote dafür gibt, lässt sich an "Game of Thrones" nachvollziehen. Das produzierende Kabelnetzwerk HBO bietet zwar auch die Möglichkeit an, neue Folgen der Fantasyserie bei Erscheinen digital zu konsumieren, jedoch nur im Verbund mit einem Abo für zahlreiche weitere Sender.
Die Möglichkeit, nur Zugang zur Serie zu mieten oder für einzelne Episoden zu bezahlen, gibt es trotz langanhaltender Forderungen von Fans immer noch nicht. Gleichzeitig ist das Epos um die Geschicke der Königshäuser auf dem fiktiven Kontinent Westeros auf Tauschbörsen enorm beliebt. Zuletzt stellte die Premierenfolge der aktuellen dritten Staffel wieder einen Filesharing-Rekord auf.
Sarandos zieht "Twin Peaks"-Rückkehr in Erwägung
Sarandos hat auch neues zu den Plänen von Netflix verraten. Man erwägt aus Stephen Kings literarischer Vorlage "Dark Tower" zu einer eigenen Serie zu machen. Er persönlich könnte sich auch gut vorstellen, den Klassiker "Twin Peaks" wiederauferstehen zu lassen. Netflix will in Zukunft stärker auf Eigenproduktionen setzen. Erfolgreich gelungen ist dies bislang mit dem Erstling "House of Cards". (gpi, derStandard.at, 03.05.2013)