Begonnen hat es auf dem Basketballfeld. Penny Pritzkers Kinder interessierten sich für den Sport, ihre Mutter fragte einen befreundeten Unternehmer um Rat, und der empfahl die Mannschaft seiner eigenen Kids: ein Team, das von Craig Robinson betreut wurde, dem Bruder Michelle Obamas. Irgendwann wurden die Schwester des Trainers und ihr ambitionierter Gatte ins Landhaus der Pritzkers eingeladen. Hinterher, beim Joggen am See, sollen Penny Pritzker und ihr Mann Bryan Taubert beschlossen haben, Barack Obama im Rennen um einen Senatssitz in Washington finanziell zur Seite zu stehen.

Sie ist oft erzählt worden, die Geschichte aus dem Jahre 2002. Jedenfalls avancierte Pritzker in der Geschäftswelt Chicagos zu einer Art Multiplikatorin des Hoffnungsträgers, indem sie Türen öffnete in wohlhabende, politisch liberal gesinnte Kreise. Und 2008, als es im parteiinternen Ausscheid gegen Hillary Clinton ging, wurde sie zur Finanzchefin seines Wahlkampfs. Jetzt hat Obama die alte Vertraute zur Handelsministerin berufen und nachgeholt, was bereits zur Debatte stand, als er erstmals ins Weiße Haus gewählt wurde.

Damals hatte die Hotelkettenerbin, deren Vermögen das Magazin Forbes auf 1,85 Milliarden Dollar schätzt, noch abgelehnt und es mit familiären Verpflichtungen begründet. Dass es andere Gründe gab, war ein offenes Geheimnis. Einst hatten die Pritzkers die Hälfte der Anteile an der Superior Bank besessen, einem vor zwölf Jahren in die Pleite geschlitterten Finanzinstituts, das Kunden ohne Eigenkapital, die sich eigentlich kein Haus leisten konnten, Geld für den Hauskauf lieh. Es war ein Vorbote der Subprime-Kreditwelle, die erst die US-Immobilienpreisblase platzen ließ und schließlich die Weltwirtschaft in den Strudel der Finanzkrise zog.

Hinter den Kulissen warnte Obamas Stratege David Axelrod damals: Wer die politische Kultur Washingtons umzukrempeln gedenke, könne die Finanzchefin seines Wahlkampfes nicht zur Ministerin küren, es sähe zu sehr nach Seilschaften aus. Derartige Rücksichten nimmt der Präsident heute nicht mehr. Vielmehr signalisiert er mit Pritzker, dass sein anfangs ziemlich belastetes Verhältnis zur Welt des Business repariert ist. Außerdem, mit der EU sind schwierige Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zu führen. Dafür brauche man, hieß es, eine Madame Commerce Secretary mit einem engmaschigen Netz transatlantischer Kontakte. (Frank Herrmann, DER STANDARD; 3.5.2013)