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Oppositionsanhänger feiern in Kuala Lumpur, doch die Regierungskoalition bleibt im Amt.

Foto: AP/Baker

Kuala Lumpur - Nach der spannendsten Wahlnacht in Malaysias Geschichte hat die Wahlkommission das bange Warten der Politiker beendet: Die seit 56 Jahren ununterbrochen regierende Barisan Nasional (BN - Nationale Front) hat - anders als in Umfragen vorhergesagt - erneut gesiegt. Sie gewann in der Nacht zum Montag ihren 112. Sitz und konnte sich damit zumindest eine einfache Mehrheit im Parlament sichern. Das Oppositionsbündnis Pakatan Rakyat (Volksallianz) kam zu diesem Zeitpunkt erst auf 58 der 222 Sitze.

Für die Koalition war eine Wahlnacht mit unbestimmtem Ausgang Neuland: Sie ist seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1957 satte Mehrheiten mit bis zu 90 Prozent der Sitze gewohnt. 2008 verlor sie erstmals die Zweidrittelmehrheit.

Rekordbeteiligung

Das Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Lager hatte mehr Wähler denn je zu den Urnen gelockt. Mehr als 80 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab, berichtete die Wahlkommission - ein Rekordergebnis. "Dies ist ein wichtiger Moment in unserer Geschichte, deshalb wähle ich zum ersten Mal", sagte Damien Francis (40) in der Nähe der Hauptstadt Kuala Lumpur.

In der letzten Umfrage vor der Wahl hatte die Allianz in der Wählergunst einen hauchdünnen Vorsprung gehabt. Der Zuschnitt der Wahlkreise begünstigt allerdings die Regierung. 2008 kam die BN mit knapp über 50 Prozent der Stimmen auf fast Zweidrittel der Sitze.

Malaysia liegt in Südostasien. 60 Prozent der 29 Millionen Einwohner sind Muslime. Das Land ist etwas kleiner als Deutschland und strebt mit stabiler wirtschaftlicher Entwicklung bis 2020 in die von der Weltbank definierte Spitzengruppe der Länder mit dem höchsten Einkommen weltweit.

"Wir stehen für faire Wahlen"

Die Wahlen wurden von Betrugsvorwürfen überschattet. So sollen dubiose Namen in Wählerlisten aufgetaucht sein. "Wir stehen für faire Wahlen", versicherte Regierungschef Najib Razak (59). "Wir werden keinen Wahlbetrug hinnehmen", warnte Oppositionsführer Anwar Ibrahim (65). Bei einem knappen Ergebnis waren Anfechtungen vorprogrammiert.

Die seit 1957 autoritär regierende Koalition versprach Kontinuität und Wirtschaftswachstum. Sie verwaltet ein System, in dem die Bevölkerungsmehrheit der ethnischen Malaien mit zahlreichen Privilegien ausgestattet ist. Das Oppositionsbündnis Paratan Rakyat wendet sich gezielt sowohl an Malaien als auch chinesisch- und indischstämmige Einwohner. Es versprach frischen Wind und den Kampf gegen die Korruption. Anwar war einst stellvertretender Regierungschef der Koalition. Er überwarf sich 1998 mit der Führung. Unter fadenscheinigen Gründen kam er für sechs Jahre ins Gefängnis.(APA, 5.5.2013)