Daressalam - Ein tödlicher Anschlag auf eine vollbesetzte Kirche in Tansania hat Angst vor einer Eskalation religiös bedingter Gewalt geschürt. Präsident Jakaya Kikwete bezeichnete am Montag die Explosion, bei der am Vortag zwei Menschen getötet und mehr als 60 weitere verletzt worden waren, als "Terrorakt". Die Behörden meldeten die Festnahme von sechs Verdächtigen, von denen vier am Samstag aus Saudi-Arabien in das ostafrikanische Land eingereist seien.

"Dies ist eine terroristische Handlung, verübt von einer grausamen Person oder Gruppe, die ein Feind des Landes ist", sagte Präsident Kikwete. Hintergründe zu der Tat gab er noch nicht bekannt. Die Explosion hatte am Sonntag die Stadt Arusha am Fuße des Kilimanjaro erschüttert. Ziel war eine neu gebaute Kirche, in der zur Zeit der Explosion die erste Messe gefeiert wurde. Auch der Botschafter des Vatikan in Tansania, Erzbischof Francisco Montecillo Padilla, wohnte dem Gottesdienst bei, wurde aber nicht verletzt.

"Ermittlungen dauern an"

Provinzgouverneur Magesa Mulongo, der die sechs Festnahmen bekanntgab, sagte, es seien vier Saudi-Araber darunter, die am Samstag am Flughafen von Arusha gelandet waren. Bei den beiden weiteren Festgenommenen handele es sich um zwei Christen aus Tansania. Ob ihnen eine Verwicklung in die Tat vorgeworfen wurde, blieb zunächst offen. "Die Ermittlungen dauern an", sagte Mulongo. Nach Angaben des Innenministeriums wurden 64 Verletzte am Montag noch in Krankenhäusern behandelt.

Die Messgänger warfen den Sicherheitskräften vor, sie nicht ausreichend geschützt zu haben. Zuletzt hatten sich gewaltsame Zwischenfälle zwischen Muslimen und Christen gehäuft. So war im Februar ein katholischer Pfarrer vor seiner Kirche auf der überwiegend von Muslimen bewohnten Insel Sansibar erschossen worden. Eine Kirche wurde in Brand gesetzt.

Im März wurden 52 Anhänger eines umstrittenen muslimischen Geistlichen wegen blutiger Unruhen in der Großstadt Daressalam verhaftet. Sie waren durch Gerüchte ausgelöst worden, ein Zwölfjähriger habe in einer christlichen Schule auf den Koran uriniert. Und im April musste die Polizei mit Tränengas aufgebrachte Christen auseinander treiben, die eine Moschee anzünden wollten. Die Stadt Arusha, wo sich der jetzige Anschlag ereignete, liegt vor den Toren des Serengeti-Nationalparks und ist ein beliebtes Touristenziel. (APA, 5.5.2013)