Der vor rund sechs Monaten in Syrien entführte US-Reporter James Foley wird offenbar von Agenten des syrischen Geheimdienstes festgehalten. Foley sei "höchstwahrscheinlich von einer regierungstreuen Miliz" verschleppt und den syrischen Regierungstruppen übergeben worden, sagte Phil Balboni, ein Sprecher der Familie des 39-Jährigen am Freitag in Boston. Ihnen lägen "mehrere unabhängige Berichte von sehr glaubwürdigen und vertrauenswürdigen Quellen vor", dass der Reporter, der in Syrien auch für die Nachrichtenagentur AFP tätig war, von der syrischen Regierung festgehalten werde, sagte er.

Foley soll sich demnach in einem Haftzentrum nahe der Hauptstadt Damaskus aufhalten, in einem von syrischen Truppen kontrollierten Gebiet. "Wir glauben außerdem, dass die Anlage unter der Kontrolle des Geheimdienstes der syrischen Luftwaffe steht", fuhr Balboni fort. Er äußerte sich auf einer Veranstaltung der US-Nachrichtenseite "GlobalPost", für die Foley ebenfalls arbeitet. Balboni ist deren Chef und Mitbegründer.

Foley hatte im vergangenen Jahr dutzende Videos für AFP im Kriegsgebiet Syrien gedreht. Im November war der erfahrene freiberufliche Reporter in der nordwestlichen Provinz Idlib verschleppt worden, seitdem fehlte von ihm jede Spur. Foleys Mutter Diane äußerte sich angesichts der Tatsache, dass ihr Sohn offenbar am Leben sei, hoffnungsvoll, dass er bald freigelassen werde. Sie hoffe, dass die syrische Regierung Foley als "objektiven, unschuldigen Journalisten erkennen" werde, sagte sie AFP.

AFP-Chef Emmanuel Hoog rief die Entführer erneut auf, Foley freizulassen. Am Internationalen Tag der Pressefreiheit richte er einen "neuen Appell" an diejenigen, die zur Freilassung des 39-Jährigen beitragen könnten, "insbesondere an die syrischen Behörden", erklärte Hoog. (APA, 5.5.2013)