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Die Tagesbox erleichtert die zeitgerechte Einnahme der Medikamente.

Bei der Flüssigkeit fängt es schon an: Nicht jedes Getränk eignet sich zur Einnahme von Medikamenten. So sollten Tabletten niemals mit Grapefruitsaft geschluckt werden - denn dieser erhöht die Wirkung der Arzneimittel um bis zu 70 Prozent. So kann unter anderem der Blutdruck erheblich stärker abfallen als gewünscht, wenn senkende Mittel zusammen mit dem bitteren Zitrussaft eingenommen werden. Das gilt natürlich auch für den Verzehr der Grapefruit selbst.

Ohne Bedenken können Tabletten dagegen mit anderen Fruchtsäften eingenommen werden. Orangensaft eignet sich beispielsweise besonders zur Einnahme von Eisenpräparaten - denn Vitamin C hilft dem Körper bei der Aufnahme des Eisens.

Wasser ja, Milch nein

Genau gegenteilig wie Grapefruitsaft wirkt Milch: Sie setzt die Wirksamkeit von Medikamenten herab. "Durch das Kalzium der Milch kann es zu Wechselwirkungen mit Arzneimitteln kommen. Der Wirkstoff verbindet sich mit dem Kalzium und wird nicht genügend vom Körper resorbiert. Die Tabletten wirken somit schlechter", erklärt Edmund Berndt, Pharmazeut und Autor von "Der Pillendreh". Das Gleiche gilt für Milchprodukte wie Käse, Joghurt und Topfen.

Mineralwasser reduziert mit den Inhaltsstoffen Kalzium, Kalium und Magnesium ebenfalls die Wirkung der Tabletten. Medikamente werden daher empfohlenermaßen mit Leitungswasser geschluckt.

Der perfekte Zeitpunkt

Auch der Zeitpunkt, zu dem Arzneimittel eingenommen werden, ist entscheidend. Vor dem Essen, auf nüchternen Magen oder alle acht beziehungsweise zwölf Stunden: Wie genau sind diese Angaben einzuhalten? "Vor dem Essen bedeutet in der Regel, dass die Tabletten eine halbe Stunde davor eingenommen werden sollten", sagt Berndt. Der Grund: Die Resorption von Wirkstoffen ist auf nüchternen Magen am höchsten.

Bei Medikamenten, die zweimal täglich, also alle zwölf Stunden geschluckt werden sollten, ist eine Verzögerung oder auch eine vorzeitige Einnahme von einer Stunde erlaubt. Damit ist gewährleistet, dass der Pegel im Blut nicht abfällt und das Medikament seine Wirkung entsprechend entfaltet. Schmerzmittel empfehlen Experten zur Magenschonung während oder nach dem Essen einzunehmen.

Teilen bei Bruchrillen

Das Schlucken von großen Tabletten kann unangenehm sein - doch dürfen Medikamente einfach so entzweigeteilt werden? "Haben Pillen eine Bruchrille, so ist das Teilen auch vorgesehen", sagt Berndt. Werden jedoch Kapseln halbiert, deren Hülle für eine verzögerte Wirkung sorgen soll, geht diese verloren.

Ein besonderes Problem stellt die Polypragmasie dar. Sie ist in der medikamentösen Therapie vor allem bei älteren und multimorbiden Menschen weit verbreitet. Über die parallele und oft unkoordinierte Einnahme einer großen Anzahl verschiedener Medikamente verlieren nicht nur die Patienten, sondern auch Mediziner manchmal die Kontrolle, wenn die Patienten Verschreibungen anderer Ärzte nicht mitteilen. Mögliche Interaktionen werden dann mitunter übersehen. 

Compliance gefragt

Der Arzt sollte deshalb über sämtliche Medikamente der Patienten Bescheid wissen, Apotheker gegebenenfalls informieren. Dem Patienten obliegt es, den Therapievorschlag auch einzuhalten. Wird ein Antibiotikum beispielsweise zu kurz eingenommen, wird Resistenzbildungen Vorschub geleistet. "Auch wenn die Beschwerden schon nach einem Tag weg sind und ich mich gesund fühle, muss das Medikament so lange weitergeschluckt werden, wie es der Arzt verschrieben hat", sagt Berndt. Wer darauf verzichtet, darf mit einem Wiederaufflackern seiner Beschwerden rechnen.

Der gängigen Meinung, dass die Tablettenpackung aufgebraucht werden muss, widerspricht Pharmazeut Bernhard Ertl, Mitarbeiter der pharmazeutischen Abteilung der Österreichischen Apothekerkammer und Betreuer der Apothekenrufnummer 1455: "Manchmal sind die Packungsgrößen an die nötige Behandlungsdauer angepasst. Das ist aber nicht immer so." Teilweise sind mehr Tabletten im Päckchen als für die individuelle Behandlung nötig. "Die Therapiedauer muss eben nicht die Packungsgröße, sondern unter anderem Art und Schwere der Infektion sowie die Art des Antibiotikums berücksichtigen", ergänzt Ertl.

Von einer Weitergabe der Hausapotheke an bedürftige Freunde und Nachbarn rät Edmund Berndt dringend ab. Letztendlich sei kein Fachwissen über die Krankheitsgeschichte des Betroffenen sowie über etwaige Wechsel- und Nebenwirkungen der Medikamente vorhanden. Ebenso warnt er davor, die Dosis eigenmächtig zu verringern oder zu erhöhen. (Sarah Dyduch, derStandard.at, 8.5.2013)