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Nach 26 Jahren bei Manchester ist Schluss.

Foto: REUTERS/Eddie Keogh

Die schottische Trainerlegende Sir Alex Ferguson tritt mit Ende der Saison als Coach von Manchester United zurück. Das gab der englische Rekordmeister am Mittwoch bekannt. Der 71-Jährige, der 26 Jahre lang Manager von United war, hat erst vor eineinhalb Wochen seinen 49. Titel als Vereinstrainer gefeiert. Es war der 20. Meistertitel Uniteds, der 13. unter seiner Ägide.  "Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber es ist der richtige Zeitpunkt", teilte Ferguson mit.

Sein 1500. und letztes Spiel als Teammanager bestreitet er bei West Bromwich Albion am 19. Mai, dann rückt er in den Vorstand von United auf, auch als Botschafter wird er dem Klub erhalten bleiben. "Für mich ist es wichtig, den Verein in bestmöglicher Verfassung zu hinterlassen - und ich denke, das tue ich", sagte er.

Ferguson hatte immer betont, dass allein gesundheitliche Gründe ihn zu einem Rücktritt zwingen könnten. Schon seit 2004 trägt er einen Herzschrittmacher. In der vergangenen Woche wurde nun bekannt, dass Ferguson sich im Sommer einer Hüftoperation unterzieht. Der Zeitpunkt der Bekanntgabe von Fergusons Abschied überraschte viele, auch in dessen engstem Umfeld. Bruder Martin sagte, Ferguson habe darüber nicht einmal mit seiner Familie gesprochen. "Das kam aus heiterem Himmel."

Noch im Stadionheft für das Premier-League-Heimspiel gegen Chelsea (0:1) am Sonntag hatte er geschrieben: "Ob ich eine weitere Dekade des Erfolgs beaufsichtigen werde, wird man sehen. Aber ich habe im Moment ganz sicher keine Pläne, etwas aufzugeben, von dem ich glaube, dass es etwas Besonderes werden wird."

Huldigungen

Ferguson feierte neben den 13 Meistertiteln auch zwei Champions-League-Triumphe mit United, den ersten davon 1999, als auch das nationale Double geschafft wurde. Nach diesem Triple-Triumph schlug ihn die Queen zum Ritter. Der ehemalige Stürmer gewann im Laufe seiner Trainerkarriere insgesamt 49 Titel, x-mal gelang im in Manchester die Neuerfindung seiner Mannschaft.

"Seine Verdienste um das Spiel sichern ihm ohne Zweifel einen Platz unter den Größten", schrieb FIFA-Präsident Joseph Blatter bei Twitter. Pelé nannte Ferguson wie auch Franz Beckenbauer eine "Legende". Der britische Premierminister David Cameron bezeichnete die Lebensleistung Fergusons im Parlament als "außergewöhnlich", für den Präsidenten des englischen Verbands (FA), David Bernstein, ist Ferguson "einer der größten Trainer aller Zeiten".

In Manchester ist diese Erkenntnis nicht neu. Dort ist bereits eine Tribüne des Old Trafford nach Ferguson benannt, vor dem Stadion können die Besucher ihn als Bronzestatue bewundern. Den Ruhm nimmt der Coach, der vor seiner Zeit bei United mit dem FC Aberdeen den Europapokal der Pokalsieger gewonnen hat und kurzzeitig auch schottischer Nationaltrainer war, mit in den Ruhestand.

Famlie soll Nummer eins werden

Sir Alex richtete angesichts seines bevorstehenden Abschieds allerhand Dankesworte an Wegbegleiter: "Ich muss mich nun um meine Familie kümmern. Meine Frau Cathy war die Schlüsselfigur während meiner gesamten Karriere. Sie war und ist der große Rückhalt für mich. Ich kann nicht in Worte fassen, was sie für mich bedeutet", sagte der Schotte, dem ein großes Herz und großes soziales Engagement nachgesagt wird. Er danke unter anderem auch Sir Bobby Charlton für dessen Unterstützung. Die andere United-Ikone hatte sich 1986 für Fergusons Verpflichtung eingesetzt. "Mir wurden das Vertrauen und die Zeit gegeben, einen Fußball-Klub zu erschaffen, nicht nur ein Fußball-Team."

Ferguson wird auch in Erinnerung bleiben als "Furious Fergie" mit knallrotem Kopf, dem manischen Kaugummikauen an der Seitenlinie und den lautstarken Kabinenansprachen. Und mit der Anekdote, wie der Werftarbeitersohn David Beckham einst cholerisch einen Schuh ins Gesicht kickte - woraufhin Englands Glamourboy wegen einer Platzwunde unter dem Auge genäht werden musste. Immerhin ist "Becks" nicht nachtragend. "Er war wie ein Vater für mich", sagte er jetzt.

Längst einen Platz in der Fußball-Historie haben auch die Psychospielchen Fergusons - gegen Referees oder Lieblingstrainer-Feinde wie Rafael Benitez und Arsene Wenger. Außerdem nahm sich der Sir, der Niederlagen oft nur schwer akzeptieren konnte, seit Jahren das Recht heraus, als einziger Trainer keine Pressekonferenzen nach Meisterschafts-Matches abzuhalten. Regelmäßig bedachte er unliebsame Medien(vertreter) mit Boykotts.

Nachdem die Red Devils das Champions-League-Finale 1999 gegen den FC Bayern München in der Nachspielzeit noch gedreht und 2:1 gewonnen hatten, entfuhren ihm die denkwürdigen Worte: "Football, bloody hell!". (red/APA/sid, derStandard.at, 9.5.2013)