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Die weißen Flecken zeigen, dass diese Steinkorallen krank sind. Doch muss der Patient noch keineswegs aufgegeben werden, besagt eine aktuelle Studie.

Foto: AP/W. Porter/University of Georgia/dapd

Brisbane - Gefährdete Korallenriffe können überleben, wenn lokale Schutzmaßnahmen greifen und weltweit weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam in der Fachzeitschrift "Current Biology". Die Studie ist Teil eines Projekts der Europäischen Union ("Future of Reefs in a Changing Environment"/"Zukunft von Riffen in einer sich verändernden Umwelt").

Die Forscher haben mit Modellen berechnet, wie die Zukunft der Riffe bis zum Jahr 2080 aussehen könnte. "Manche haben behauptet, dass das Klimawandel-Problem so riesig ist, dass Riff-Management vor Ort zwecklos ist", sagt Studienleiter Peter J. Mumby von der australischen University of Queensland. "Wir zeigen, dass dieser Standpunkt falsch ist."

Steinkorallen sind so etwas wie die Baumeister der tropischen Meere. Weil die Nesseltier-Skelette aus Kalk sind, können sie mit der Zeit Riffe bauen. In ihren Nischen und Mulden leben zum Beispiel Krebse, Seesterne und andere Kleintiere. Viele Fische nutzen Korallenbänke als Kinderstube. Korallenriffe sind wichtig, weil dort Tausende Tiere und Pflanzen leben - zudem sind sie auch natürliche Wellenbrecher vor Küstenregionen. Der Klimawandel setzt ihnen allerdings heftig zu: Manche Riffe sind schon abgestorben, andere gefährdet. Zur Zeit schrumpft zum Beispiel in der Karibik rund jedes fünfte wissenschaftlich beobachtete Korallenriff.

Modelle kombiniert

Meeresbiologe Mumby tüftelte mit seinem Forscherteam zwei Jahre lang an einem Computer-Rechenmodell zur Zukunft der Korallen. Dabei simulierten die Forscher zunächst mit Hilfe von Hunderten Studien aus den vergangenen vier Jahrzehnten, wie es den Riffen in der Karibik ergeht. Einerseits können die komplexen Kalk-Strukturen eines Riffs weiterwachsen. Andererseits schrumpfen die Riffe, weil Korallen krank werden, absterben oder ihr Kalkskelett vom saurer werdenden Meerwasser aufgelöst wird.

Das Riff-Modell wurde anschließend mit jüngsten Klima-Modellen kombiniert. Danach prognostizierten die Forscher das "Kalk-Budget" bis zum Jahr 2080. Zugleich stellten sie die Vorteile lokaler Schutzmaßnahmen und globalen Handelns den Folgen des Klimawandels entgegen. Ein Ergebnis: Selbst wenn die Treibhausgas-Emissionen weiter wie bisher ansteigen, können örtliches Management wie Fangverbote in Meeresschutzgebieten den Riffverlust um mindestens ein Jahrzehnt hinauszögern.

Treibhausgas-Ausstoß muss kleiner werden

Ideal wäre es den Forschern zufolge, wenn wenigstens für dieses Jahrhundert das Kalk-Budget in den schwarzen Zahlen bliebe. Das heißt: In einem Riff soll mehr Kalk gebildet werden, als verloren geht. Allerdings habe nur ein einziges Klima-Szenario solch ein positives Kalk-Budget bis 2080 ergeben, berichten die Forscher. Deshalb müssten weltweit weniger Treibhausgase ausgestoßen werden und zugleich zum Beispiel lokal Papageienfische geschützt werden. Denn sie weiden Seegras auf Riffen ab und helfen so, dass Korallen sich erholen können.

"Die gute Nachricht ist, dass es möglich sein kann, die Riffe zu erhalten. Wir müssen nur ernsthaft etwas tun", sagt Studienleiter Mumby. (APA/red, derStandard.at, 11. 5. 2013)