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Das philippinische Bataillon ist für den Südabschnitt der Undof-Mission verantwortlich. Am Dienstag wurden erneut Soldaten dieses Kontingents von Rebellen entführt.

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Grafik: DER Standard

Damaskus/Manila/Wien - Es ist Freitagnachmittag, die philippinische Politik weilt bereits im Wochenende, und auch sonst ist die Lage so unübersichtlich, dass es nicht ratsam wäre, gewichtige Entscheidungen übers Knie zu brechen. Deswegen wird in Wien intensiv über den Golan nachgedacht - im Außenamt und selbstredend auch im Verteidigungsministerium.

Dessen neuer Chef, Gerald Klug (SPÖ), hatte tags zuvor bei einem Besuch auf dem Golan versichert, die Situation sei "angespannt, aber beherrschbar" für die Soldaten der United Nations Disengagement and Observer Force (Undof). Deren Auftrag ist seit 1974 eigentlich, syrische und israelische Truppen auf den Golanhöhen auseinander zu halten. Zuletzt gerieten sie in den syrischen Bürgerkriegswirren aber immer mehr zwischen die Fronten der Soldaten des Assad-Regimes und syrischer Aufständischer.

"Gefahrenpotenzial über tolerierbaren Grenzen"

Die Regierung in Manila, die Philippinen stellen mit 342 Mann nach Österreich das zweitgrößte Kontingent der Undof, kam kurz nach Klugs Abreise vom Golan allerdings zur gegenteiliger Ansicht: "Unsere Empfehlung ist ein früher Abzug unserer Männer, weil wir denken, dass das Gefahrenpotenzial über tolerierbaren Grenzen liegt", erklärte Außenminister Albert del Rosario am Freitag. Er habe Präsident Benigno Aquino empfohlen, die auf dem Golan stationierten Soldaten abzuziehen. Die endgültige Entscheidung liege nun bei ihm.

Erst am Dienstag hatten syrische Rebellenbrigaden vier philippinische UN-Soldaten verschleppt. Del Rosario sagte, die Blauhelme würden von syrischen Rebellen als menschliche Schutzschilde gegen die Soldaten des Assad-Regimes benutzt. Dies sei eine grobe Verletzung des Völkerrechts, und die Philippinen legten großen Wert auf die Sicherheit ihrer Soldaten: "Sobald der Präsident sein Okay gibt, wollen wir uns so schnell wie möglich zurückziehen." Die Regierung verhandle mit den Entführern über die Freilassung der Geiseln. Erst vor zwei Monaten waren 21 Filipinos von derselben Rebellengruppe für vier Tage festgehalten worden.

Verteidigungsministerium wartet ab

Ein Sprecher Klugs erklärte am Freitag, für das Verteidigungsministerium entstehe dadurch noch kein Handlungsbedarf: "Wir werden einmal abwarten, von unserer Seite ist das noch kein Anlass, die Situation neu zu bewerten." Und wenn die Filipinos tatsächlich zum Rückzug bliesen, dann stünde die Uno vor der Herausforderung zu entscheiden, die Mission zu verändern, für ihren Fortbestand zu sorgen und die Ausfälle durch andere Truppensteller aufzufüllen.

Die 100 UN-Soldaten aus Fidschi, die für die unlängst abgezogenen kroatischen und japanischen Einheiten einspringen sollen, werden laut dem Sprecher plangemäß bis Ende Juni in den nördlichen Abschnitt des Gebiets einrücken.

Im Außenamt versuchte man indes, in Erfahrung zu bringen, was die Uno in New York für den Fall eines philippinischen Abzugs plant. Träte dieser ein, hieß es, wäre dies ein "herber Schlag", aber auch ein Beleg für die österreichische Position, dass das Waffenembargo für Syrien nicht aufgehoben werden darf. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 11./12.5.2013)