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Auch für Salzburger Auslandsungarn sind Mitglieder der ungarischen ultrarechten Jobbik-Partei (im Bild Jobbik-Gründer Gábor Vona) gerngesehene Gäste bei Diskussionsveranstaltungen.

Foto: EPA/Sneider

Salzburg – Samstag, 4. Mai 2013. Im renommierten Salzburger Kulturgasthof Urbankeller treffen sich rund 20 Auslandsungarn aus Salzburg, Oberösterreich und Deutschland zu einer "privaten Diskussionsrunde" . Nur geladene Gäste sind erwünscht.

Der Saal ist dekoriert mit der ungarischen Fahne mit herausgeschnittenem Wappen, der slowakischen Fahne und der Fahne des Szekerlandes, des ungarischen Teils des heute rumänischen Siebenbürgens. Einer der Teilnehmer trägt einen schwarzen "Bocskai" , eine Art Uniform der ungarischen Ultranationalisten.

Thema der Diskussion ist offenbar die Wiederherstellung eines Großungarn: Nach dem Vertrag von Trianon verlor Ungarn 1919 zwei Drittel seines Staatsgebiets – für Nationalisten ein "Schandvertrag" .

Tamás Sneider als Stargast

Hauptredner und Star des Abends ist Tamás Sneider, Abgeordneter der als rechtsnationalistisch, für ihre Romafeindlichkeit bekannten ungarischen Jobbik-Partei. Sneider ist einer der Stellvertreter des Jobbik-Gründers Gábor Vona und war in seiner Jugend als Skinhead "Roy"  bekannt. Über Romakinder sagt der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Jugend, Soziales und Familie etwa in einem Interview mit dem Nachrichtenportal Index.hu: "Wir wollen, dass möglichst viele Kinder geboren werden, aber dabei zählt auch die Qualität. Wir wollen nicht, dass die Frauen in Ungarn dem Gefängnis Kinder gebären ..."

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Salzburger ungarischen Verein und dessen Präsident Peter K., der dafür auch die Räumlichkeiten im Urbankeller reservieren ließ, wie dessen stellvertretender Geschäftsführer dem Standard bestätigte. Im Urbankeller habe man nicht gewusst, was da für eine Veranstaltung abgehalten worden sei, beteuert der Co-Chef.

Umso auffälliger wurde Sneiders Salzburg-Auftritt auf dem ungarischen Jobbik-nahen Internetportal kuruc.info beworben.

Auch die Homepage des Salzburger ungarischen Vereins ist gespickt mit Jobbik-Symbolik und Jobbik-Links, teils mit antiisraelischen Ausritten. Auch ein Youtube Video mit Jobbik-Gründer Vona ist zu sehen.

Peter K. war für den Standard bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. Er sei an der Universität Salzburg tätig, sagt seine Frau, eine geprüfte Fremdenführerin. Mit der Veranstaltung im Urbankeller habe sie nichts zu tun, sagt sie: "Die ungarische Sache ist von meinem Mann. Ich bin da nicht involviert."

Die Adresse des Salzburger ungarischen Vereins im Vereinsregister deckt sich allerdings mit der Firmenadresse von Frau K., die auch Eigentümerin einer Internetfirma ist. Veranstaltungen für Auslandsungarn veranstaltet der Verein auch in anderen Bundesländern wie etwa im Burgenland und in Deutschland.

Besorgt über die Auslandsaktivitäten der Jobbik zeigt sich Daiva Döring vom Salzburger Integrationsbüro. Der 1993 gegründete Verein war ihr bis dato unbekannt.

Aufmerksam beobachten

Dem Salzburger Verfassungsschutz ist der Verein bisher noch nicht aufgefallen. Doch man zeigt sich alarmiert. "Das Thema Jobbik in Österreich wird von uns sehr aufmerksam beobachtet" , sagt Verfassungsschutzleiter Hermann Rechberger. Man werde die Vereinsmitglieder kontaktieren, um sie über eine mögliche Instrumentalisierung durch Jobbik aufzuklären. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, 11.5.2013)