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Zu viel Pink, zu viel Glitzer, zu wenig Emanzipation: Die Welt von Barbie gefällt auch in Berlin vielen Menschen nicht.

Foto: EPA/Kalaene

Wer einmal in Berlin-Mitte vor dem riesigen Einkaufszentrum Alexa mit seiner plumpen rostroten Fassade gestanden ist, der konnte bisher sicher sein: Eine größere architektonische Zumutung findet man in der gesamten deutschen Hauptstadt nicht.

Seit einigen Wochen jedoch weiß der Berliner, dass es noch eine Stufe schlimmer geht. Gleich neben dem Alexa wird gerade das erste "Barbiedreamhouse" in Europa errichtet. 2500 Quadratmeter voller Pink und Plastik erstrecken sich vor typischen Berliner Plattenbauten. Es ist schon von außen ein Schock fürs Auge, die Hölle in Rosarot.

Überlebensgroß grüßt Barbie von der Fassade und ruft: "Besuch mich!" Denn die langbeinige Plastikblondine hat in ihrem neuen Domizil natürlich allerhand vorzuzeigen: nebst Küche und Wohnzimmer auch einen begehbaren Kleiderschrank mit "hippen Outfits", wie ihre Schöpferin, die US-Firma Mattel, versichert.

Doch es irrt, wer denkt, Barbie sitze im Bauch dieses überdimensionierten Marzipanschweins nur faul rum. Es gibt auch einen Catwalk, ein Schminkstudio, Besucher können sich als Popstars versuchen. Zwölf Euro soll der Eintritt in diesem ersten "Barbiedreamhouse" in Europa für Kinder kosten, die "Fashion World" noch mal zehn Euro extra, die "Pop Star Stage" ebenfalls.

Geschaffen hat das bescheidene Domizil die Wiener Agentur für Eventmarketing EMS, die an Mattel Lizenzgebühren bezahlt. Versprochen wird ein "unvergessliches Erlebnis" für die ganze Familie, und das könnte sich am Eröffnungstag bewahrheiten.

Frauenbild von gestern

Die Jugendorganisation der Linken in Berlin sieht nämlich beim Anblick des vielen Pink ziemlich rot. "Kochen, Schminken, Singen, Schönsein - Barbie vermittelt ein Frauenbild von gestern", sagt Michael Koschitzki, Sprecher der Linksjugend Kreuzkölln, zum STANDARD.

Seit Wochen arbeitet sich die Linke Jugend mit Protestveranstaltungen am Barbie-Haus ab. Am Donnerstag, dem Eröffnungstag, soll es unter dem Motto "Occupy Barbiedreamhouse" einen Protestzug zur rosa Villa geben, was die CDU wiederum als "spießige Kleingeistigkeit radikaler Linker" kritisiert.

Auch Mattel verurteilt die Proteste der Linken: "Bedauerlicherweise beeinträchtigen sie damit den besonderen Zauber, den Barbie für viele Mädchen innehat." Und in der Wiener Agentur EMS betont Sonja Nastasijewic: "Jeder hat das Recht auf seine Meinung, und die Proteste gegen Barbie sind ja nicht neu. Für uns ist das Wichtigste, dass es am Eröffnungstag nicht zu Ausschreitungen kommt, damit sich die Kinder nicht erschrecken."

Barbie herself muss sich diesbezüglich keine Sorgen machen. Zur Not kann sie immer noch mit ihrem Auto flüchten. Das sieht man beim Blick aus dem Fenster vor dem Haus stehen - der getreue Ken wäscht es gerade. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 13.5.2013)