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"Ich habe mich um den Job nicht beworben": Guglielmo Epifani.

Foto: AP/Borgia

Nach dem Rücktritt von Pier Luigi Bersani hat der sozialdemokratische Partito Democratico (PD) Guglielmo Epifani zum neuen Vorsitzenden gewählt. In Rom votierten 534 Delegierte für den 63-jährigen Gewerkschafter, der damit 86 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Jedoch blieben 400 geladene Delegierte der Vollversammlung der angeschlagenen und seit der Wahl im Februar zutiefst zerstrittenen Partei fern.

Epifani, der von 2002 bis 2010 Italiens größte Gewerkschaft CGIL leitete, soll die Partei zunächst bis zum Parteitag im Oktober führen. "Es ist ein schwieriger Job, um den ich mich nicht beworben habe", gestand der Abgeordnete. "Aber ich werde mein Bestes geben, um die schwere Krise der Partei zu überwinden."

Der Vizechef der Partei und Premier Enrico Letta versprach Epifani Unterstützung und zitierte den Song "You'll Never Walk Alone", der von Fußballfans in aller Welt angestimmt wird, um die eigene Mannschaft anzufeuern.

Der scheidende Parteichef Bersani, den eine Teil der Basis wegen seiner rigiden Haltung bei den Gesprächen zu einer Regierungsbildung für die aktuelle Krise verantwortlich macht, wurde mit bloß lauem Applaus verabschiedet. Am Rande der Versammlung protestierten viele Mitglieder der Bewegung Occupy PD gegen die Koalition mit Silvio Berlusconis konservativer Partei Volk der Freiheit.

Protestjubel für Berlusconi

Berlusconi selbst legte sich auf einer Kundgebung in Brescia einmal mehr mit der Justiz an. "Die politisierten Richter wollen mich eliminieren, um die Linke an die Macht zu bringen!", wetterte der Ex-Premier. "Aber niemand wird mich aufhalten", versicherte er unter dem Jubel tausender Anhänger. Gleichzeitig sprach er der Regierung seine "volle Unterstützung" aus. Dass Vizepremier und Innenminister Angelino Alfano an der Kundgebung teilnahm, stieß im Partito Democratico auf Kritik.

Ein massives Polizeiaufgebot verhinderte in Brescia Zusammenstöße mit einer Gegendemo, bei der "Haft für den Mafioso" (Berlusconi) gefordert wurde.

Nach einer Umfrage des "Corriere della Sera" vom Sonntag führt Berlusconis Rechtsallianz nun mit 35,6 Prozent vor dem Linksbündnis mit 29,6 und Beppe Grillos Bewegung mit 24,1 Prozent. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, 13.5.2013)