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Verzicht auf Preis und Ausstieg aus der Politik 2014: Daniel Cohn-Bendit.

Foto: DPA/Murat

"Dany le Rouge" ging keinem Kampf aus dem Weg. 1968 legte sich der Soziologiestudent mit der Pariser Polizei an, danach in TV-Studios mit Reaktionären und Rechtsextremen. Und für die französische Umweltbewegung erzielte der Europaabgeordnete immer größere Wahlerfolge.

Aber jetzt, ausgerechnet im Alter von 68 Jahren, meidet Daniel Cohn-Bendit erstmals die Konfrontation. Nun wird er selber attackiert. Dabei sind die Vorwürfe altbekannt. Aber sie kommen zurück wie ein Albtraum.

1975 erzählte Cohn-Bendit in dem Buch "Der große Basar" ganz unbefangen über seine Zeit als Betreuer in einem progressiven Kinderladen: "Es ist mir mehrmals passiert, dass einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln. Ich habe je nach den Umständen unterschiedlich reagiert, aber ihr Wunsch stellte mich vor Probleme. Ich habe sie gefragt: 'Warum spielt ihr nicht untereinander, warum habt ihr mich ausgewählt und nicht andere Kinder?' Aber wenn sie darauf bestanden, habe ich sie dennoch gestreichelt."

Attacken von Le Pen und Bayrou

2004 nannte ihn der französische Rechtsextreme Jean-Marie Le Pen einen Kinderschänder. Mitte-Politiker François Bayrou doppelte 2009 nach. Cohn-Bendit verurteilte jede Art von Pädophilie, sprach von "Provokationen" und nicht verwirklichten "Männerfantasien", entschuldigte sich.

Jetzt kommt die Geschichte jenseits des Rheins wieder hoch. Bei der Verleihung des Theodor-Heuss-Preises an den in Frankreich geborenen Deutschen nannte ihn der Stuttgarter CDU-Fraktionschef Peter Hauk einen " Pädophilen". Bundesverfassungsrichter Andreas Voßkuhle sagte seine Festrede aus demselben Grund ab.

Nun wirft Cohn-Bendit das Handtuch. Wegen des "negativen Echos" zur Heuss-Preis-Verleihung verzichtet er auf den Deutsch-Französischen Medienpreis, der ihm im Juli hätte verliehen werden sollen. In Paris gab Cohn-Bendit bekannt, dass er 2014 nicht mehr zur Wiederwahl ins Europaparlament antrete.

Laut "Spiegel" finanzierten die deutschen Grünen eine "Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle" mit. Cohn-Bendit, krebsoperiert, weniger nonchalant als früher, räumt ein, erstmals stehe er auf der falschen Seite. Wegen eines Fehlverhaltens, das in der Google-Ära keine Verjährung mehr kennt. (Stefan Brändle, DER STANDARD, 13.5.2013)