Den Haag/Belgrad - Dem vor dem UN-Jugoslawientribunal (ICTY) angeklagten Ex-Präsidenten der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, laufen die Entlastungszeugen davon. Vier ehemalige Offiziere seiner früheren Armee lehnen es ab, bei dem Verfahren in Den Haag auszusagen, berichtete die serbische Zeitung "Politika" am Montag.
Karadzic ist wegen Völkermordes in der ostbosnischen muslimischen Enklave Srebrenica und anderer Kriegsverbrechen während des Bosnien-Krieges (1992-95) angeklagt. Auch die vier Offiziere - Radislav Krstic, Ljubisa Beara, Zdravko Tolimir und Radivoje Miletic - waren wegen des Srebrenica-Massakers verurteilt worden. Eine Vorladung des Gerichtes an drei der Männer dürfte wenig Wirkung haben. Krstic, ehemals Befehlshaber des bosnisch-serbischen Drina-Korps Krstic, lehnte es trotz Vorladungen bereits dreimal ab, vor dem UNO-Tribunal zu erscheinen.
Nach der Einnahme der UNO-Schutzzone Srebrenica im Juli 1995 wurden von bosnisch-serbischen Truppen rund 8.000 Männer und Jugendliche vor Augen von niederländischen Blauhelmen aussortiert und in der Umgebung der ostbosnischen Kleinstadt ermordet. Karadzic lehnt jede Verantwortung für das Massaker ab. Hohe bosnisch-serbische Offiziere hätten ihn über solche Pläne nie informiert, so Karadzic.
Karadzic war nach jahrelanger Flucht im Sommer 2008 in Belgrad festgenommen worden, wo er unter einem anderen Namen als Heilpraktiker tätig war. (APA, 13.5.2013)