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Auch die Nähe zur überirdischen Instanz bewahrte die IOR nicht vor Abstürzen.

Foto: AP/Kappeler

Vatikanstadt - Der Koordinator für die geplante Kurienreform, Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, hegt ehrgeizige Pläne. Er will sich für mehr Transparenz in der Kurie und in der skandalumwitterten Vatikanbank IOR bemühen. Dazu gehöre auch, dass das IOR wie jedes andere Geldinstitut seine Bilanzen veröffentliche, sagte Maradiaga im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Montag.

"Wichtig ist, dass die Rolle der IOR-Bank definiert, dass Klarheit geschaffen wird. Alle Banken veröffentlichen Berichte über ihre Aktivitäten, ansonsten funktionieren die Dinge nicht", sagte der Kardinal und Erzbischof von Tegucigalpa. Vor dem Konklave hätten die Kardinäle aus dem Vatikan die Auskunft erhalten, das IOR sei keine Bank, sondern eine Stiftung, sagte der Kardinal aus Honduras. De facto habe das IOR in der Vergangenheit aber wie eine Bank gehandelt. Deshalb müsse es wie alle Banken Bilanzen veröffentlichen.

Neuer Chef

Das IOR war immer wieder wegen angeblicher schwarzer Konten und des Verdachts auf Geldwäsche ins Visier der italienischen Staatsanwaltschaft geraten. Das Geldinstitut, das Einlagen von sechs Milliarden Euro verwaltet, veröffentlicht bisher keine Bilanzen. Seit Mitte Februar hat die Bank einen neuen Chef, den 54 Jahre alten deutschen Finanzexperten Ernst von Freyberg. Der Vatikan steht unter Beobachtung des Anti-Geldwäsche-Ausschusses "Moneyval" des Europarates, der dem Kleinstaat noch im vergangenen Sommer zwar normative Fortschritte attestierte, doch zugleich bemängelte, dass die konkrete Kontrolle unzureichend geblieben sei.

Maradiaga war von Papst Franziskus im April zum Koordinator einer Gruppe von acht Kardinälen berufen worden, die Vorschläge für eine Reform der römischen Kurie erarbeiten soll. Die Kommission soll auch bei einem Plan zur Reform der "Pastor Bonus", der Verfassung der römischen Kurie, mitwirken. Die acht Kardinäle werden zum ersten Mal vom 1. bis 3. Oktober zusammenkommen. Franziskus hat aber bereits mit den acht Kardinälen Kontakt aufgenommen. Dem neuen Kardinalsdirektorium gehören Kardinäle aus allen fünf Kontinenten an. (APA, 13.5.2013)