Die Veränderung von Wohnräumen liegt weniger im räumlichen Zuschnitt als vielmehr in der Form der Nutzung.

Montage: derStandard.at

Wenn die neuesten Projekte am freifinanzierten Wohnungsmarkt eines gemeinsam haben, dann sind es die großzügigen Freiflächen. Egal ob die Wohnhäuser im Süden Wiens oder mitten in der Stadt hochgezogen werden: Ohne Garten, Terrasse oder Balkon lässt sich keine Wohnung mehr verkaufen.

"Alle unsere 108 Objekte bieten den Käufern Freiflächen wie großzügige Sonnenterrassen, Loggien oder Eigengärten", sagt Wolfgang Hirt, Projektmanager der Floridsdorfer Wohnhausanlage "Danubia" der Buwog. Auch ein Buwog-Wohnprojekt in Siebenhirten punktet mit viel Platz draußen, eine Zwei-Zimmer-Wohnung im Dachgeschoß mit der Gesamtfläche von 53 m² wartet beispielsweise gleich mit zwei Terrassen auf, die insgesamt eine Fläche von 22 m² ergeben. So wird der eher bescheidene Wohnraum - aus einem Zimmer und einer Wohnküche bestehend - ins Freie erweitert.

Offene Bauweisen bevorzugt

Die neuesten Wohn-Projekte ähneln sich in ihrem Grundriss. Klassische Bauweisen mit stärkerer Abteilung der einzelnen Wohnfunktionen gibt es nicht mehr im Angebot. Stattdessen dominiert die offene Bauweise, die für mehr Platzgefühl im Eigenheim sorgt. Die Küchen gehen in den Ess-Wohn-Bereich über und schaffen zwar eine sehr kommunikative Situation, die aber weniger Rückzugsmöglichkeiten bietet.

Auch andere Räume werden immer mehr weitere Funktionen erhalten: So werden individuelle Kombiräume die klassische Trennung von Schlafen und Baden, Arbeiten, Essen und Wohnen aufheben. Bis dahin ist es aber noch ein längerer Weg.

Mehr als zwei Kinder? Fast unmöglich!

Freifinanzierte Wohnungen gibt es anscheinend nur in einer beschränkten Kategorie am Markt: Zwei bis vier Zimmer erhält man problemlos, ab fünf Zimmern wird es schwierig. Für Großfamilien also keine Alternative? "Keine leistbare, ab einer bestimmten Wohnfläche explodiert der Kaufpreis, und das Objekt wird uninteressant", so Hirt. Daher bieten die meisten Bauträger auch nur diese Wohnformen an.

Angesprochen werden sollen damit Familien und junge Leute. "Vor allem die Zwei- bis Drei-Zimmer-Einheiten sind begehrt. Von denen haben wir auch am meisten im Angebot."

Werden die Wohnungen größer oder kleiner?

Ein Blick auf die Metropolen weltweit sollte reichen, um zum Schluss zu kommen, dass klein wieder schick ist. Oder eben mehr Wohnfläche kaum leistbar ist. Seit Jahren schrumpfen die Grundrisse bei Neubauten in London, New York oder Tokio. Erst vergangenes Jahr verkündete der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg, dass nun vermehrt auf Micro-Unit-Apartments gesetzt werden soll, das heißt: Wohnungen mit Größen von unter 30 m².

Experimente mit Wohnungen unter 15 m² sind ebenfalls am Laufen. Ein Grund für die Mini-Wohneinheiten sind die begrenzten Volumen an Baugrundstücken. Aber auch die steigende Zahl an Single-Haushalten spielt eine entscheidende Rolle.

Mehr Platz als größter Wunsch

In Wien ist man (noch) nicht bei diesen bescheidenen Quadratmeterzahlen angekommen. Seit 1970 hat sich die durchschnittliche Wohnfläche eher gemausert: Von 25 m² auf 40 m² im Jahr 2010.

Viele Wohnungssuchende wünschen sich mehr Platz, auch wenn der Trend in Großstädten immer mehr in Richtung Individualisierung und urbanen Kleinraumwohnungen geht. Auch wenn man Single ist, möchte man den Luxus eines Arbeitszimmers beispielsweise nicht missen.

Wie sich das Wohnen verändern wird

Die Veränderung von Wohnräumen liegt weniger im räumlichen Zuschnitt als vielmehr in der Form der Nutzung. Bei Grundrisstypologien wie Kleinstwohnung, Patchworkwohnung oder Betreutes Wohnen sind Wohnräume entweder verzichtbar, mit anderen Funktionen kombinierbar oder mit weiteren Einheiten teilbar.

Das deutsche Zukunftsinstitut zählt folgende Trends auf, die bis 2025 den Wohn-Markt bestimmen werden: Verwandelbare Wandsysteme, Möbel mit Raum-Trenn-Funktionen, flexible Arbeitszonen jenseits vom Schreibtisch und mobile Unterhaltung abseits von TV werden neue Wohnformen erschließen. So werden wir Abschied nehmen von den klassischen Raumdefinitionen, und uns vermehrt an Raum-Zonen orientieren. (Karin Jirku, derStandard.at, 28.5.2013)