Ausschnitt aus der Doku-Animation "Set Fire to my Heart" von Anna Louisa Wolff.

Foto: orf 3

Das Auge ermüdet schnell, wenn es nächtens durch die Kanäle zappt und erkennt, dass ein Großteil dieser für den Kanal ist. Doch was, wenn Künstlerinnen Fernsehen machen? Zum Beispiel eine Doku über eine völlig unterschätzte unheilbare Krankheit.

Da wechseln sich animierte Figuren mit Zeichnungen und Visuals ab, da erzählt eine Frau freimütig, aber ohne ihr Gesicht zu zeigen, von den schlimmen Zuständen, die auch sie einst heimsuchten: Damals, als sie sich fast vom Balkon, dann beinah vom Dach stürzte, um peinlichen Situationen zu entfliehen, damals, als sie ein Kunstwerk und ein paar Schuhe auf einer Party stahl, damals, als sogar die Polizei sie verfolgte.

In der Sendereihe Artists in Residence, die ORF 3 einmal im Monat - leider auf fluktuierenden Sendeplätzen - zeigt, gestalten zwölf Kunstschaffende je eine Sendung von einer guten halben Stunde. Programmkuratorin ist die FM4-Mitarbeiterin Judith Revers.

Für Mai war am Montag die Künstlerin Anna Louisa Wolff mit ihrer Doku-Animation "Set Fire to my Heart" an der Reihe. Mit ihren eigenen Arbeiten, untermalt von schönen Songs und Interviews, erzählt sie also von einem Volksleiden. Von den chemischen Reaktionen und den Kurzschlüssen im Gehirn, die obsessives, seltsames Verhalten, Schlaf- und Appetitlosigkeit auslösen. Von der Gefahr, sämtliche Alltagsstrukturen zu verlieren. Von der Liebe.

Man kommt zu dem Schluss: Frisch Verliebte sollten keine Großkonzerne managen, keine schweren Maschinen betätigen, lieber nicht mit scharfen Messern oder Chemikalien hantieren. Verliebte sollten einfach in Karenz gehen. Außer sie sind Künstler. Dann sollen sie Fernsehen machen. Jederzeit. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 15.5.2013)