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Die wirtschaftlichen Daten "geben keinen Grund für Optimismus", so Raiffeisen-Analysten.

Foto: epa/zinaj sasa

Zagreb - Der EU-Beitritt Kroatiens könnte das Börsegeschäft des Landes ankurbeln. Die Zagreber Börse (ZSE) war im vergangenen Jahr eine der erfolgreicheren Börsen in Südosteuropa, der Trend dürfte sich auch nach dem Beitritt am 1. Juli fortsetzen: Laut einer Analyse der Raiffeisen Bank Kroatien würde die Risikoeinschätzung für Kroatien mit der Aufnahme in die Union sinken und somit für Kapitalzuflüsse sorgen. Zur positiven Stimmung beitragen dürfte aber auch das erwartete Wirtschaftswachstum in den USA und der Eurozone im zweiten Quartal 2013 und im zweiten Halbjahr, so die Experten in einer im April veröffentlichten Analyse.

Schwache Konjunktur

Im ersten Quartal wurde an der Börse um 911,3 Mio. Kuna (120,54 Mio. Euro) gehandelt, um 41,3 Prozent mehr als im Quartal davor, aber um 12,2 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2012. Am meisten gehandelt wurde im ersten Quartal die Aktie der Kroatischen Telekom HT (Deutsche Telekom) mit einem Umsatz von 140, 2 Mio. Kuna. Mit einigem Abstand folgt die österreichisch-kroatische Tourismusgruppe Valamar mit 64,5 Mio. Kuna Umsatz. Beide sind Teil des Börseindex Crobex. Die Kapitalisierung der Aktien an der Börse betrug per Ende des 1. Quartals 2013 rund 139 Mrd. Kuna.

Laut Experten war der kroatische Börseindex Crobex auch Gewinner des ersten Quartals in der Region. Das wird dem kommenden Beitritt zugesprochen, denn die wirtschaftlichen Daten "geben keinen Grund für Optimismus", so die Raiffeisen-Analysten. Die schwache Wirtschaftsleistung Kroatiens stimmt Tamas Nagy, Experte bei der Erste Bank, aber wenig optimistisch: "Entwicklung und Wachstum des heimischen Kapitalmarkts hängen von der wirtschaftlichen Stärke des Landes ab, weswegen keine großen Bewegungen zu erwarten sind", so Nagy.

Der Crobex verzeichnete in den ersten drei Monaten 2013 den größten Rücklauf (return) in der Region, von 15,4 Prozent. Am meisten verlor mit minus 8,2 Prozent der Warschauer Index WIG 20. Der slowenische Index SBI hatte mit minus 6,7 Prozent den zweitgrößten Rückgang. Das Wachstum in Kroatien sieht Nagy darin begründet, dass die Indices im Vorjahr stagniert seien.

Weniger ausländische Investoren

Der Anteil der ausländischen Investoren an der Börse ging laut Raiffeisen zurück und betrug Ende März 38,4 Prozent, der Anteil der kroatischen institutionellen Investoren betrug 48 Prozent. Die meisten ausländischen Investoren kommen aus den skandinavischen Ländern sowie Österreich, Deutschland und einige wenige aus den USA. Derzeit könne man nicht mit steigendem Interesse aus dem Ausland rechnen, so Nagy. "Die Umstände, unter denen Kroatien der EU beitritt, kann man mit denen anderer Beitrittsländer nicht vergleichen. Das schwächere Interesse kann man auch diesem Aspekt zuschreiben."

Anlässlich des Beitritts gab es Änderungen an der ZSE: Der Handel an der Börse wird ab dem 1. Juli länger stattfinden, von 9.00 Uhr bis 16.30 Uhr statt bisher bis 12.00 Uhr. Die ZSE startete am 22. Februar sechs neue Indices, den "Crobex plus" sowie fünf Sektoren-Indices, unter anderem Tourismus und Lebensmittelindustrie. Die besten Chancen gibt Nagy dem Tourismus, weil er Investoren das meiste Potenzial biete. Die Indices würden zur Transparenz des Marktes beitragen, so Nagy. "Der Markt ist aber generell attraktiv, weil er unterschätzt ist, doch die Attraktivität bringt auch gewisse Risiken mit sich." Welche börsenotierten Unternehmen nach dem Beitritt einen Aufschwung erfahren könnten, darüber wollte Nagy nicht spekulieren. (APA, 15.5.2013)