Trotz guter WM-Leistungen steht am Ende der Abstieg. Verspielt wurde der Klassenerhalt wohl im Spiel gegen Deutschland, in dem trotz deutlicher Überlegenheit keine Treffer gelangen.

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Nach 42 Saves gegen Vizeweltmeister Slowakei wurde Bernhard Starkbaum von Journalisten umringt. Seit 2001 oder 52 Spielen wehrte kein österreichischer Goalie mehr Schüsse in einem A-WM-Spiel ab.

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Thomas Hundertpfund überzeugte im Turnier mit fünf Torvorlagen, wodurch er den (A-WM-)Nationalteamrekord von Herbert Hohenberger (1995) und Thomas Vanek (2004) einstellte.

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Willkommen zurück im Fahrstuhl! Österreichs Eishockey-Nationalteam verpasste auch im Jahr 2013 den Klassenerhalt in der A-Gruppe, anders als bei vielen unbeholfenen Versuchen der Etablierung im Konzert der 16 Großen in der jüngeren Vergangenheit fällt das Fazit nach der heurigen Weltmeisterschaft in Finnland jedoch weitestgehend positiv aus. Das Team Austria spielte erfrischendes Eishockey, trat trotz einiger Personalsorgen als verschworene Einheit auf und präsentierte sich gegenüber desaströsen A-WM-Gastspielen wie 2007 in Moskau oder 2011 in der Slowakei deutlich verbessert.

Der Aufsteiger Österreich war in der Helsinki-Gruppe nicht das schwächste der acht Teams und rang Angstgegner Lettland sowie den amtierenden Vizemeister Slowakei nieder. Dass der lange ersehnte Sprung aus dem Paternoster letztlich nicht gelang, war schwachen Minuten im Spiel gegen Frankreich und einer dürftigen Chancenauswertung im Duell mit Deutschland geschuldet. Die im Turnierverlauf gezeigten Leistungen stimmen jedoch vorsichtig optimistisch, dass die Nationalmannschaft nach Jahren sportlicher Dürre im Begriff ist, eine Trendumkehr zu vollziehen.

Im Folgenden eine Bewertung der Performances der bei der Weltmeisterschaft 2013 im Team Austria eingesetzten Spieler nach dem Schulnotensystem.

Licht und Schatten bei den Torhütern

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Bernhard Starkbaum – Note: 2

Der 27jährige fand nur schwer in seine erste A-WM, steigerte sich aber zur Wochenmitte deutlich und eröffnete dem Team die Chance, Spiele zu gewinnen. 42 abgewehrte Schüsse gegen die Slowakei waren der Höchstwert eines österreichischen Torhüters seit 2001 oder 52 Spielen. Größtes Verbesserungspotenzial im Bereich des Zusammenspiels mit der Abwehr, das speziell gegen eisläuferisch und technisch starke Teams nur unzureichend funktioniert.

René Swette – Note: 4

Nach starken Play-Offs in der EBEL bei der Weltmeisterschaft nur Backup. Sein einziger Einsatz im abschließenden Spiel gegen Russland dauerte lediglich 20 Minuten, nach drei Gegentoren bei fünf Schüssen wurde er ausgewechselt. Blieb im Team bisher meist deutlich unter seinem Leistungszenit, seit November 2010 hat Österreich mit ihm im Tor kein Länderspiel mehr gewonnen.

Mathias Lange – Nicht eingesetzt


Stabilere Verteidigung als zuletzt

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Gerhard Unterluggauer – Note: 3-4

Dem Rekordnationalspieler sind seine 239 Länderspieleinsätze langsam aber sicher anzumerken, mit klugem und bewegungsökonomischem Stellungsspiel kann er diesen Umstand aber gut kompensieren. Gleichzeitig verblasst allerdings seine ehemals gefürchtete offensive Feuerkraft auf internationaler Bühne: Ihm gelang bei den letzten vier A-Weltmeisterschaften (23 Spiele) nur jeweils ein Scorerpunkt.

Johannes Reichel – Note: 3

In den ersten fünf Spielen auf der Tribüne, kam der 31jährige für die beiden schweren Partien gegen Finnland und Russland ins Team. Angesichts dieser Umstände erfüllte er seine Aufgaben gut, agierte schnörkellos und verzichtete auf waghalsige Abenteuer, zu denen er im Ligaspielbetrieb bisweilen tendiert.

Thomas Pöck – Note: 3

Aufgrund der verletzungsbedingten Abwesenheit von Matthias Trattnig war der AHL-Legionär noch mehr als Spielgestalter aus der Defensive heraus gefordert, füllte diese Rolle jedoch nur schaumgebremst aus. Hinten dafür äußerst zuverlässig und daher auch länger am Eis als jeder andere Verteidiger (19:55 Minuten pro Spiel). Seine erste A-WM seit 2005, zukünftig unverzichtbarer Baustein der Nationalteam-Abwehr.

Sven Klimbacher – Note: 3

Insgesamt nur 18 Shifts in den ersten beiden Partien, dann überhaupt auf der Tribüne und erst im letzten Spiel wieder im Einsatz. Acht Jahre nach seiner letzten WM-Partie bekam er von den Trainern nur wenig Vertrauen, bilanzierte aber als einziger Abwehrspieler mit einem positiven Plus/Minus-Wert. Passt als klassischer Defensivverteidiger kaum zum Spielsystem der Coaches, wäre als stabilisierender Faktor aber wichtig für die Team Austria-Abwehr.

Martin Schumnig – Note: 4-5

Der mit 23 Jahren jüngste Defender wirkte häufig überfordert und strahlte nahezu permanent Unsicherheit aus. Stand in jedem der sieben Spiele bei mindestens einem Gegentor am Eis und hatte den Gegnern von internationalem Format weder eisläuferisch noch körperlich viel entgegenzusetzen. Bisher 13 A-WM-Einsätze, nur zwei davon mit einem positiven Plus/Minus-Rating.

Mario Altmann – Note: 3

Bei seiner dritten A-Weltmeisterschaft erhielt er erstmals kontinuierlich Eiszeit. Daher anfangs mit bemerkbaren Anpassungsschwierigkeiten, speziell im Skating. Kompensierte diese Nachteile aber mit Fortdauer des Turnieres immer besser, spielte physischer und mutiger. Die Trainer planen langfristig mit ihm, er ist der einzige Nationalspieler, der 2012/13 sämtliche Länderspiele bestritt.

Florian Iberer – Note: 3

WM-Debütant, obwohl schon 30 Jahre alt. Iberers Entwicklungskurve zeigt seit mehreren Saisonen nach oben, ganz reicht sie an internationales Level jedoch noch nicht heran. In Zweikämpfen in der eigenen Zone oft nur zweiter Sieger und bei mehr als einem Drittel der Gegentore am Eis, dafür vorne mit zwei Treffern. Insgesamt ein solides Turnier.

Robert Lukas – Note: 2-3

In der Vergangenheit auf Top-Niveau oft fehleranfällig (seit 2003 keine A-WM mit positiver Plus/Minus-Bilanz), kam er auch diesmal nicht ganz ohne Schnitzer aus. Über weite Strecken der Weltmeisterschaft aber agil und bemüht, zudem einige Offensivakzente. Hinten – vom Spiel gegen Russland abgesehen – mit gutem Stellungsspiel.

André Lakos – Note: 2

Eine der positiven Überraschungen des Turniers. Erst im Februar nach fast vier Jahren Absenz ins Nationalteam zurückgeholt, hat sich seine Nominierung bezahlt gemacht. In der Defensive kompromisslos, im Spielaufbau anders als zuletzt in der Liga ohne großen Leichtsinn. Zwar nur ein Scorerpunkt in sieben Spielen, aber kein anderer rot-weiß-roter Crack stand bei mehr erzielten Toren am Eis.


Steigerung auch im Angriff

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Daniel Oberkofler – Note: 4

Bei seiner ersten A-WM konnte der Mittelstürmer nicht an seine starke Länderspielsaison (punktebester Nationalspieler 2012/13) anschließen, vor allem physisch wurden ihm die Grenzen aufgezeigt. Kein Angreifer im Team war bei mehr Gegentoren am Eis, von allen regelmäßig am Faceoff-Punkt antretenden Centern hatte Oberkofler die niedrigste Erfolgsquote beim Bully (43 Prozent).

Michael Raffl – Note: 3-4

Der beste Saisontorschütze des Nationalteams blieb bei der Weltmeisterschaft ein wenig hinter den Erwartungen zurück, er stand nur bei vier der 18 Treffer am Eis. Speziell die zu Turnierbeginn als Scoring Line angedachte Formation mit Koch und Vanek erwies sich in dieser Konstellation als ineffektiv. Beim Sieg über Lettland stellte Raffl mit dem ersten WM-Tor seiner Karriere die Weichen auf Sieg.

Manuel Latusa – Note: 3

Von den Spielen gegen die Slowakei und Finnland abgesehen, als er angeschlagen und daher nur mit wenig Eiszeit bedacht war, spielte der Top-Torschütze der letztjährigen B-WM ein solides Turnier. Latusa agierte auch in der Rückwärtsbewegung umsichtig, was sich in einer vergleichsweise guten Plus/Minus-Bilanz (-1) niederschlug.

Thomas Koch – Note: 4-5

Der Kapitän kam in Helsinki nie richtig in die Gänge und beendete erstmals seit 2003 ein WM-Turnier ohne einzigen Scorerpunkt – im Übrigen als einziger der 13 österreichischen Stürmer. Obwohl der Center mit im Schnitt 18:16 Minuten pro Spiel die zweitmeiste Eiszeit aller Angreifer erhielt, gelangen dem Team Austria nur drei Treffer, während der Kapitän ins Geschehen involviert war. Auch bei den Faceoffs, sonst seine Stärke, lief es nicht nach Wunsch (48 Prozent).

Daniel Welser – Note: 3

Welsers Treffer im Eröffnungsspiel gegen die USA sollte sein einziger bleiben, im weiteren Turnierverlauf verlegte sich der physisch stets präsente Flügelstürmer auf die Erfüllung seiner Defensivmissionen. Als Grinder im Nationalteam aktuell nicht zu ersetzen, speziell gegen starke Gegner: +1 in den drei Spielen gegen die USA, die Slowakei und Finnland.

Matthias Iberer – Note: 3

Bei seiner ersten WM-Teilnahme blieb dem Powerforward nur die Rolle als 13. Stürmer, entsprechend knapp bemessen fiel auch seine Einsatzzeit (7:23 Minuten pro Spiel) aus. Mit konsequentem Körperspiel setzte er seine Gegenspieler speziell im Mittel- und Angriffsdrittel immer wieder unter Druck, eher unglückliches Defensivverhalten schlug sich jedoch in der schlechtesten Plus/Minus-Bilanz aller Österreicher (-5) nieder.

Thomas Vanek – Note: 2-3

Der NHL-Star spielte keine herausragende Weltmeisterschaft, dass er dennoch klar zum Topscorer der Mannschaft avancierte, spricht für seine Qualität. Ob der Formschwäche von Thomas Koch fehlte es dem Team an einem Vorbereiter für den Vollstrecker Vanek. Auch Österreichs Powerplay-Schwäche (mehr als 13 Minuten Überzahl bis zum Torerfolg) spielte ihm nicht gerade in die Hände. Wenig überraschend stand dennoch keiner seiner Mitspieler länger am Eis als Thomas Vanek (20:15 Minuten pro Spiel).

Thomas Hundertpfund – Note: 1-2

Der Allrounder spielte eine starke WM, obwohl er meist auf der seine Vorzüge beschneidenden Centerposition zum Einsatz kam. Zwar lässt Hundertpfund im Teamtrikot seinen Torinstinkt vermissen (nur drei Treffer in 37 Länderspielen), in Helsinki glänzte er jedoch als Vorbereiter: Der 23jährige assistierte fünf Mal, was in der Nationalteam-Geschichte einem bei A-Weltmeisterschaften unübertroffenen Wert entspricht. Negativ: Der KAC-Crack nahm in fünf der sieben Spiele eine Strafe, drei davon resultierten in einem Gegentreffer.

Markus Peintner – Note: 3

Umjubelter Heroe aus der Olympia-Qualifikation, bei der WM aber eher unauffällig: Kein regelmäßig eingesetzter Spieler schoss seltener aufs Tor (drei Versuche). Kam in den entscheidenden Partien gegen Frankreich, Lettland und Deutschland im Schnitt nur auf 8:25 Minuten Eiszeit. Emsig und bemüht, auf internationalem Eis jedoch in seinen Störaktionen des gegnerischen Spielaufbaus nur beschränkt effektiv.

Andreas Kristler – Note: 3

In den beiden ersten Spielen noch auf der Tribüne, kam der jüngste Stürmer im Kader zur Begegnung mit Lettland ins Team und übernahm die Rolle von Matthias Iberer. Kristler setzte speziell eisläuferisch Akzente, wo er als einer der wenigen Österreicher mit den Gegnern mithalten konnte.

David Schuller – Note: 2

Der 32jährige spielte erst seine vierte A-WM, diese wurde jedoch zu seiner mit Abstand besten. In durchschnittlich 13:23 Minuten pro Spiel brachte Schuller all das aufs Eis, was von einem Defensivcenter erwartet wird. Gutes Körperspiel, giftiges Auftreten und dazu überragend beim Scheibenaufwurf: Er gewann 59 Prozent seiner Duelle, nur zwei Cracks in der gesamten WM-Gruppe hatten eine höhere Erfolgsquote am Bullypunkt vorzuweisen.

Gregor Baumgartner – Note: 3

Der Routinier mit der langen Durststrecke in Sachen Torerfolg (nun 25 A-WM-Spiele, noch kein Treffer) lieferte ein gefälliges Turnier ab: Einerseits zwar im internationalen Vergleich unübersehbare Mängel im Skating, andererseits aber im Angriff häufig an der richtigen Stelle. Baumgartner punktete bei beiden WM-Siegen, sein Plus/Minus-Rating rutschte erst im letzten Spiel gegen Russland (knapp) in den negativen Bereich.

Raphael Herburger – Note: 3

Bei der ersten A-WM seiner Karriere avancierte der zukünftige Schweiz-Legionär zum einzigen Stürmer im Kader mit einer positiven Plus/Minus-Bilanz. Wendiger und schneller Eisläufer, physisch aber weitestgehend chancenlos. Für Herburger gab es im Angriff meist kein Durchkommen. Zwar stand nur André Lakos bei mehr erzielten Toren am Eis, die Statistik weist für den 24jährigen jedoch nur einen Scorerpunkt aus. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 15.Mai 2013)