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Eine hohe Dichte an Lokalen erhöht das Sterberisiko in der Nachbarschaft.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Bern - Mit einem Durchschnittskonsum von mehr als 13 Liter reinem Alkohol pro Kopf und Jahr liegt Österreich im internationalen Spitzenfeld. Eine Kohortenstudie des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Uni Bern hat untersucht, inwieweit Bars, Restaurants und Hotels in der Nachbarschaft das Risiko beeinflussen, an einer alkoholbedingten Erkrankung zu sterben. Die Schweizer Epidemiologen bestimmten dazu einerseits die Anzahl solcher Verkaufsstellen im Umkreis von einem Kilometer um den Wohnort, andererseits die Gehdistanz zur nächsten Alkoholausschank.

Höheres Sterberisiko

Das Ergebnis: Beides hängt mit dem Risiko zusammen, an alkoholbedingten Erkrankungen zu sterben. "Interessanterweise wirkt sich schon eine leicht grössere Distanz zur nächsten Bar positiv auf das Sterberisiko aus", sagt Egger. Dieses Resultat bleibt auch dann bestehen, wenn individuelle Risikofaktoren wie Bildung, beruflicher Status, Beschäftigung, Zivilstand oder Elternschaft sowie für geographische Faktoren – etwa urbane oder ländliche Umgebung, Sprachregion und sozioökonomischder Status der Nachbarschaft – herausgerechnet werden.

Die WHO führe eine Reduktion der Alkoholverkaufsstellen als Prävention von Alkoholmissbrauch auf, sagt Egger. Im "Nationalen Programm Alkohol" der Schweiz werde zwar die Einschränkung des Alkoholverkaufs zu gewissen Zeiten, nicht aber die Reduktion der Verkaufsstellen an sich als mögliche Strategie erörtert.

Kausaler Zusammenhang?

Egger gibt jedoch zu bedenken, dass die Studie keinen kausalen Zusammenhang nachweisen konnte. So sagt sie etwa nichts über den tatsächlichen Alkoholkonsum der einzelnen Personen aus. Auch Verkaufsstellen über die Gasse wie Supermärkte oder Tankstellenshops konnten aufgrund fehlender Daten nicht analysiert werden. Es könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass Leute mit Alkoholproblemen vermehrt in Gebiete mit mehr Alkoholverkaufsstellen zögen.

In der Studie wurden die Daten von 4,4 Millionen Menschen analysiert, die zum Zeitpunkt der Volkszählung 2000 in der Schweiz wohnten und 30 bis 94 Jahre alt waren. Vom 5. Dezember 2000 bis zum 31. Dezember 2008 wurden 10.878 Todesfälle in Zusammenhang mit alkoholbedingten Erkrankungen verzeichnet. (red, derStandard.at, 16.5.2013)