Der Vatikan-Staat ist das kriminellste Land der Erde. Das lässt sich anhand weniger Zahlen zweifelsfrei belegen: 2011 wurden dort 226 Strafverfahren abgewickelt, damit hatte - bei einer Einwohnerzahl von rund 990 - durchschnittlich jeder fünfte Vatikanbürger einen Prozess am Hals. Diese Zahlenspielerei taucht immer wieder auf und spiegelt natürlich nicht die Realität wider, denn in 99 Prozent der Fälle gehörten Opfer und Täter zu den rund 18 Millionen Besuchern, die der Vatikan jährlich verzeichnet. Man sollte glauben, eine solche absurde Interpretation von Daten würde bei der seriösen Beurteilung von Kriminalstatistiken normalerweise keine Rolle spielen.

Falsch gedacht: Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) weist in seiner regelmäßigen Rubrik "Unstatistik des Monats" auf ähnliche Aussagen hin, die zuletzt durch die Blätter und über die Bildschirme geisterten. Durchaus seriöse Medien wie etwa die "Welt" erklärten nach einer oberflächlichen Analyse der Daten Frankfurt/Main zu Deutschlands "Hauptstadt des Verbrechens", indem sie die Anzahl der kriminellen Handlungen der Einwohnerzahl gegenüberstellten. Nicht berücksichtigt wurden all die Millionen Touristen, Messebesucher und Pendler, ganz zu schweigen von den rund 30 Millionen Menschen, die jährlich den Frankfurter Flughafen frequentieren.

Mit anderen Worten: Die Meldung von der "Räuberhöhle" Frankfurt ist schlicht falsch. Was im Falle des Vatikans nicht mehr zu übersehen ist, dürfte bei Frankfurt für Laien allerdings nicht auf dem ersten Blick zu erkennen sein. Umso wertvoller ist daher die Arbeit jener Statistiker, Psychologen und Ökonomen, die einem mit den "Unstatistiken des Monats" die Augen öffnen für derlei Zahlen-Hokuspokus. Daher unser Tipp: Auch die bereits etwas älteren Artikel der Rubrik sollte man sich zu Gemüte führen.

--> Unstatistik des Monats: Frankfurt und der Vatikan als Horte des Verbrechens

(red, derStandard.at, 17.05.2013)