Generell stehen meine Freunde und Bekannten in Hamburg bei der Vorbereitung der geheimen Schnatterei der heimischen Küche sehr kritisch gegenüber und auch mit der deutschen Lebensmittelproduktion scheint es nicht weit her zu sein.
In Österreich, so glauben alle, ist es bestimmt besser, da aufgrund seiner Größe noch keine Lebensmittelindustrie notwendig ist. Der Fleischskandal, unsere Mitgliedschaft bei der EU und die damit einhergehenden Konsequenzen haben ihr romantisches Bild von der österreichischen Lebensmittelsituation noch nicht zerstören können.

Laut einer Umfrage von Ipsos schätzen sogar rund 60 Prozent der Deutschen ausländische Küchen, und Deutschland belegt damit Platz 3 in der Umfrage nach England (Platz 1) und Australien (Platz 2). Laut Hamburger Abendblatt kann dieses Ergebnis mit dem hohen deutschen Bildungsstand interpretiert werden. Oder doch nur eine Scheinkorrelation?
Zuerst war das Mehl, dann die Kartoffel. Zumindest war das vor langer Zeit so, und diese Entwicklung spiegelt sich auch bei meiner Rezeptsuche wider. Labskaus, Pannfisch und rote Grütze kommt von den Meisten bei meiner Suche sofort wie aus der Pistole geschossen, dann hingegen scheinen sie mit ihrem Küchenlatein auch schon wieder am Ende zu sein.

Erst beim Durchwälzen von alten Kochbüchern und im Gespräch mit dem Küchenteam und Thomas Sampel vom Vlet bekomme ich einen Überblick über alte, traditionelle und gleichermaßen interessante Rezepte. Alles aus Großmutters Küche quasi, die oft nicht mehr den Weg auf normale Speisenkarten finden.
Bei Jens und Maike bin ich wieder mal in Hamburg-Altona zu Besuch, wobei ich Jens mittlerweile schon seit fast einem Jahrzehnt von einer Reise in Kuba kenne.

Beide freuen sich auf unseren Kochabend, werden aber nervös, als genau zwei Tage vorher die Elektrik vom Ofen ausfällt und wir auf kleine Herdplatten zurückgreifen müssen. Aber wo ein Wille, dort ein Weg und die Gäste können ruhig kommen, denn wir sind hungrig und das Essen fertig.

Die Zutaten für das Menü haben wir am Wochenendmarkt in der Fabrik (Barnerstraße 36), einem Kulturzentrum in Altona, am Wochenmarkt am Spritzenplatz und in der Warenwirtschaft (Große Brunnenstraße 141) eingekauft.

Die Warenwirtschaft ist ein ganz heißer Tipp für einen guten Kaffee und ein kleines Frühstück. Einkaufen ist auch Lebenszeit, hat sie zum Motto und dementsprechend angenehm ist das Geschäftslokal gestaltet.

Das Menü für diese geheime Schnatterei in Hamburg umfasst von Riefkoken, Klackerkliebensuppe, Milchsuppe mit Mehlklübjes, Pannfisch bis Welfenspeise noch einige andere Überraschungen, die bei den Gästen zu großer Zufriedenheit, Überraschung und vollen Bäuchen geführt hat.
Sprachlich war die Rezeptsuche auch als Österreicherin eine Herausforderung, und meine Aussprache der Rezeptnamen ist katastrophal. Mehr Berichte von meinem Hamburg-Aufenthalt sind auch auf meinem Blog Gib Bianca Futter! zu finden. (Bianca Gusenbauer, derStandard.at, 21.5.2013)