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So oder so ähnlich sehen die Rennmäuse aus, mit denen die Telekom Austria Online-Wettgeschäfte machen wollte. Die Gesellschaft, für die die Mäuse laufen, soll jetzt versilbert werden.

Foto: AP

Wien - Völlig unbeachtet von der Öffentlichkeit lässt die Telekom Austria (TA) neuerdings Mäuse laufen - und zwar um die Wette. Im Juli 2011 hat sie in Wien die Airwin Entertainment GmbH gegründet; untergebracht in einem schmucklosen Büro in der Goethegasse nahe der Albertina.

Dort wurde in erster Linie nachgedacht und entwickelt - herausgekommen ist dabei eine "Online-Spieleplattform", die jetzt, laut Auskunft eines TA-Sprechers, "fix und fertig ist". Es handle sich bei der Airwin um eine "Start-up-Gesellschaft, die ins Geschäft mit Handy-Wetten oder ins Online-Gaming einsteigen wollte", die die Telekom nun aber verwerten wolle. Sprich: Sie steht zum Verkauf.

Was genau da (unter anderem) entwickelt wurde, das lässt sich einige Kilometer von der Airwin entfernt, in Wien Landstraße, beobachten. Im Wiener Mediaquarter St. Marx - genauer in einem kleinen Studio der Marx Media Vienna - ist eine Rennbahn für kleine, graue, afrikanische Rennmäuse aufgebaut.

Die Wette mit der Maus

Selbige treten ebendort gegeneinander zum Wettlauf an - und werden dabei gefilmt; die ganze Sache wird online übertragen. An dieser Stelle kommt dann eben die Telekom-Enkelgesellschaft Airwin ins Wettspiel: Via Smartphone sollen die Zuschauer aufs ihrer Hoffnung nach schnellste Mäuschen setzen. Bezahlt wird der Wetteinsatz per Kreditkarte oder Mehrwertnummer.

Bis jetzt wurden schon mehrere solcher Mäuserennen aufgezeichnet - alle von der Produktionsgesellschaft Marx Media Vienna. An ihr war die Telekom Austria ja bis vor kurzem selbst mit 25 Prozent beteiligt; ihr Chef und Miteigentümer ist Christian Bodizs. Unbestätigten Gerüchten zufolge umfasst das Angebot der Gesellschaft an die TA, die Mäuserennen sechs Stunden täglich zu übertragen. Laut Auskunft der Telekom, wo man über die Mäusegeschäfte gar nicht gern zu sprechen scheint, handelt es sich freilich nur um "Testfilme", die man Kaufinteressenten der Airwin zeigen könne.

Selbige hat die Telekom Austria jedenfalls schon eine ganze Menge Mäuse gekostet. Die TA hat ihrer kaum zwei Jahre alten Enkeltochter nämlich in Summe bereits 4,5 Mio. Euro zugeschossen. Im ersten Jahr wurde fast eine Million Euro abgeschrieben. Die Personalkosten der Airwin (vier Angestellte) betrugen 2012 rund 416.000 Euro, der Aufwand für Beratung lag bei 316.000 Euro. Statement eines Telekom-Mitarbeiters dazu: "Da hat offenbar jemand gut verdient". Die Telekom Austria war es jedenfalls nicht: Der Bilanzverlust der Airwin betrug im Vorjahr 2,5 Millionen Euro. (Renate Graber, DER STANDARD, 18.5.2013)