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Tunesiens Sicherheitskräfte setzen Tränengas gegen die Salafisten ein.

Foto: Reuters/ZOUBEIR SOUISSI

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Ein verletzter Polizist wird versorgt.

Foto: AP/Nawfel

Tunis - Nach den tödlichen Zusammenstößen zwischen Anhängern der Salafisten-Bewegung Ansar al-Sharia und Sicherheitskräften in Tunesien sind 200 mutmaßliche Extremisten festgenommen worden. Das gab Regierungschef Ali Larayedh am Montag bekannt, nachdem er der Organisation am Vorabend erstmals Verbindungen zum Terrorismus vorgeworfen hatte. Bei den Ausschreitungen am Sonntag waren in Tunis mindestens ein Islamist getötet und 18 weitere Menschen verletzt worden, darunter 15 Polizisten.

Auslöser der Gewalt war das Verbot eines Kongresses der islamistischen Bewegung, der eine Nähe zum Terrornetzwerk Al-Kaida nachgesagt wird. Nachdem das Treffen in der Stadt Kairouan nicht abgehalten werden durfte, hatte Ansar al-Sharia für Sonntag zu einer Versammlung im Westen von Tunis aufgerufen. Hunderte Anhänger der Bewegung warfen Steine und Brandsätze auf die Sicherheitskräfte. Diese setzten Tränengas ein und feuerten Warnschüsse ab. Außer der Polizei waren auch Einheiten der Armee und der Nationalgarde im Einsatz. Reporter der Nachrichtenagentur AFP meldeten auch aus Kairouan Zusammenstöße. Am Montag wurden keine Zwischenfälle gemeldet.

"Provozieren den Staat"

Die tunesische Regierung warf den Salafisten erstmals Terrorverbindungen vor. Die vor zwei Jahren gegründete Organisation sei "in den Terrorismus verstrickt", sagte Regierungschef Larayedh am Sonntagabend im Staatsfernsehen. "Ansar al-Scharia ist eine illegale Organisation, die den Staat herausfordert und provoziert." Am Montag sagte er der AFP, landesweit seien 200 Verdächtige festgenommen worden. "Wer nachweislich das Gesetz gebrochen hat, wird verfolgt", sagte er.

Verwirrung herrschte am Montag über ein möglicherweise zweites Todesopfer bei den Zusammenstößen in Tunis am Sonntag. Ein Vertreter der Nationalgarde sagte, es habe zwei Tote gegeben. Das Innenministerium erklärte dagegen, der zweite Tote habe weder etwas mit den Zusammenstößen zu tun, noch mit den Salafisten. Ein Vertreter von Ansar al-Sharia sprach von zwei Toten bei den Zusammenstößen, bestritt aber ebenfalls eine Verbindung zu dem zweiten Opfer.

Im Internet tauchte eine Unterstützerbotschaft des Terrornetzwerks Al-Kaida für Ansar al-Sharia auf. Wie das auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE am Sonntag mitteilte, forderte ein Mitglied des sogenannten Scharia-Komitees der Al-Kaida im islamischen Maghreb (AQMI) namens Abu Yahya al-Shankiti die tunesischen Salafisten auf, nicht auf die "Provokationen" der Regierung in Tunis einzugehen. Sie sollten sich "vom Regime nicht provozieren lassen" und lieber "Klugheit und Geduld" zeigen sowie die "guten Schritte, die Früchte tragen", weitergehen.

Die in Tunesien regierende Ennahda-Partei, die selbst eine islamistische Ausrichtung hat, wendet sich neuerdings verstärkt gegen die militanten Islamisten. Der abgetauchte Ansar-al-Sharia-Gründer Abou Iyadh gab sich in einer Botschaft an den verbotenen Kongress aber unbeeindruckt: Trotz der "Verfolgung" durch den Staat könnten seine Anhänger "nicht besiegt werden", heißt es in der auf der Facebook-Seite der Organisation veröffentlichten Audiobotschaft. Ansar al-Sharia wirft der Ennahda eine anti-islamische Politik vor und drohte der Regierung mit "Krieg". Nach eigenen Angaben hat die Bewegung 40.000 Anhänger. (APA, 19.5.2013)