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600 Becquerel pro Kilogramm ist der zulässige Cäsium-Grenzwert, in Bayern wurden Wildschweine geschossen, die einen Wert von über 10.000 Becquerel pro Kilogramm aufwiesen - 17-fach höher als erlaubt.

Foto: dpa/David Ebener

Wien -  27 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl sind Wildschweine in unseren Breiten mitunter noch immer stark radioaktiv belastet. Nach einer Saujagd nahe Augsburg in Bayern mussten kürzlich alle 37 geschossenen Wildschweine wegen Cäsium-Werten von über 10.000 Becquerel pro Kilogramm beseitigt werden, denn ab 600 Becquerel darf Wildfleisch nicht mehr verwertet werden. Auch in Österreich liegen gelegentlich Wildfleischproben über diesem Wert, sagte Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage.

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) untersucht routinemäßig Stichproben von Wildfleisch auf Radioaktivität. Zusätzlich gibt das Gesundheitsministerium Studien zur radioaktiven Belastung in Auftrag. "Im Rahmen des Routineprogramms wurden von der AGES in den letzten fünf Jahren etwa 350 Wildfleischproben auf Radioaktivität untersucht. Dabei wurden in zwei Proben Cäsium-137-Werte von über 600 Bq/kg nachgewiesen (720 bzw. 921 Bq/kg)", berichtete Stöger. Die Anfrage hatte der freiheitliche Nationalratsabgeordnete Josef Jury eingebracht.

Durchschnitt unter maximal zulässigem Wert

2007 hat die AGES im Auftrag des Ministeriums eine Studie zur "Erhebung der radioaktiven Belastung von Wildbret" durchgeführt. Von knapp 500 Proben wiesen 19 einen Cäsium-137-Wert von über 600 Bq/kg auf. Elf dieser Proben stammten von Rehen, acht von Wildschweinen. Den höchsten Wert wies mit 5.795 Bq/kg ein Wildschwein auf, der Mittelwert lag bei diesen Tieren bei 250 Bq/kg. Der höchste bei einem Reh gefundene Wert waren 3.021 Bq/kg, hier lag der Durchschnitt bei 126 Bq/kg. Rotwild erreichte einen Höchstwert von 404 Bq/kg (Mittelwert: 23), Gamswild kam auf maximal 387 Bq/kg (85), Sikawild auf 225 (81) und die Gattung Mufflon auf 206 Bq/kg (69).

"Die im Rahmen dieser Studie untersuchten Proben stammen überwiegend aus Regionen, die vom Tschernobylunfall relativ stark betroffen waren. Die ermittelten Werte sind daher nicht für ganz Österreich repräsentativ", betonte Stöger. "Die Studie hat aber gezeigt, dass in österreichischem Wildfleisch durchaus noch Cäsium-137-Werte über 600 Bq/kg gefunden werden. Für eine strahlenhygienische Bewertung sind jedoch die Mittelwerte aussagekräftiger als die Maximalwerte. Die Cäsium-137-Mittelwerte liegen aber selbst in höher belasteten Regionen bei allen untersuchten Wildarten deutlich unter 600 Bq/kg."

Untersuchung 2012 in weniger belasteter Region

2012 hat die AGES im Auftrag von Stöger eine Studie zur "Cäsium-137-Belastung von Wildschweinen" durchgeführt. Dabei wurden 227 Proben aus Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark und dem Burgenland untersucht. Der dabei gefundene Mittelwert lag bei etwa 16 Bq/kg, der Maximalwert bei 408 Bq/kg, sagte der Gesundheitsminister. Die neueren Werte seien deutlich niedriger als jene aus 2007, weil damals bevorzugt Wild aus höher belasteten Regionen untersucht worden sei.

Die Explosion des vierten Reaktors des Atomkraftwerks von Tschernobyl in der Ukraine am 26. April 1986 war die historisch bisher schwerste Nuklearkatastrophe. (APA, 21.5.2013)