Das von Karl Öllinger angezeigte Posting gegen Türken und Justiz im FPÖ-Lichtenwörth-Facebook-Auftritt wurde inzwischen wieder gelöscht.

Screenshot: Facebook/FPÖ

Lichtenwörth/Wien - Der Verdacht selbst liegt bereits sieben Jahre zurück. Das anschließende Gerichtsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs endete 2012 mit dem rechtskräftigen Freispruch des beschuldigten Vaters am Landesgericht Korneuburg.

Doch am Facebook-Auftritt der FPÖ im niederösterreichischen Lichtenwörth feierte die Story des Mannes türkischen Hintergrunds, der auf einem Foto seinen kleinen Sohn im Intimbereich küsste, zuletzt wieder Urständ: um "Türken" einer langen "kulturellen Tradition" des Kindesmissbrauchs zu bezichtigen.

Verschwörungstheorien zuneigend

Am 12. Mai, dem diesjährigen Muttertag, wurde auf dem frei zugänglichen Facebook-Konto ein Empörungsposting gegen "Türken" und die österreichische Justiz eröffentlicht (s. Screenshot). Verlinkt war dieses mit einem Text auf der deutschen Webseite der Anhänger des Wedismus: Einer, laut Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW), "rechtslastigen, Verschwörungstheorien aller Art zuneigenden Bewegung".

"Unrechtsrepublik Österreich. Türken dürfen Kinder vergewaltigen", lautete dort der Titel. Der Text darunter stammte vom deutschen Journalisten und scharfen Islamkritiker Udo Ulfkotte: eine wörtliche Übernahme von einer anderen Homepage.

"Kindesvergewaltigung durch Türken in Deutschland" werde nicht mit Haft bestraft, wird darin unter Bezug auf einen Gerichtsspruch in Osnabrück behauptet. Und nun gebe es "eine ähnliche Entscheidung auch in Österreich". "Die Geschichte des Antisemitismus und, in der Folge, auch des Antiislamismus ist von derlei sexuellen Generalverdachten geprägt", kommentiert dies Döw-Mitarbeiter Peham.

"Männer können Welten bauen"

All das wollte der grüne Nationalratsabgeordnete Karl Öllinger nicht unwidersprochen stehen lassen: Er ließ der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt eine Sachverhaltsdarstellung wegen Verdachts der Verhetzung zukommen. Posting und Link würden diesen eindeutig aufkommen lassen, meint er. Bei der FPÖ-Bezirksgruppe Wiener Neustadt-Land sieht das Bezirksobmann Peter Schmiedlechner anders: Das Anti-Türken-Posting sei "eine Panne", die "aus der Emotion heraus passiert" sei, sagt er.

Am 12. Mai wurde auf der Lichtenwörther FPÖ-Homepage indes auch auf einen Muttertagsgruß der rechtsextremen deutschen NPD verwiesen. Dieser war auch am Dienstag noch online.

Zu sehen ist eine blonde Mutter, die, auf einer Wiese sitzend, ihrem Kind die Brust gibt. "Männer können Welten bauen, aber ein Volk steht & fällt mit seinen Frauen", lautet der Text: Laut Öllinger ein Widerspruch zu der zuletzt betonten Distanzierung der FPÖ von rechtslastigen Inhalten. (Irene Brickner, DER STANDARD, 22.5.2013)