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Krampfadern bilden sich vorwiegend an den Unterschenkeln.

Foto: Reuters/DENIS BALIBOUSE

Regensburg - Laut dem Online-Reportagedienst obx zählen Krampfadern zu den häufigsten Krankheitsbildern überhaupt. Nach Schätzungen der Deutschen Venen-Liga leidet etwa jeder zweite Europäer an den symptomatisch unter der Haut hervortretenden, geschlängelten Blutgefäßen, die sich vorwiegend am Unterschenkel zeigen. Sie entstehen häufig durch eine angeborene Gewebeschwäche. Häufig werden Krampfadern lediglich als lästiger Schönheitsfehler gesehen, allerdings können Krampfadern im fortgeschrittenen Stadium zu Wasseransammlung in den Beinen (Ödemen), zu wandernden Blutgerinnseln mit der Gefahr einer Lungenembolie sowie zur Bildung von Beingeschwüren führen.

Bei einer rechtzeitigen Behandlung stehen die Chancen gut, Beschwerden wie Schweregefühl oder nächtliche Wadenkrämpfe loszuwerden und eine Verhärtung der Venenwände zu verhindern, die mit erhöhtem Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen) einhergeht. Die knotenförmig erweiterten Beinvenen werden nicht wegen der oft als Begleiterscheinung auftretenden nächtlichen Wadenkrämpfe "Krampfadern" genannt. Das Wort stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet so viel wie "Krummadern". 

Der Mensch ist ein laufendes Wesen

Wissenschaftler schätzen, dass der Steinzeitmensch auf der Suche nach Nahrung jeden Tag zwischen 15 und 35 Kilometer zu Fuß zurücklegen musste. Deshalb sind die Venen, durch die das Blut zurück zum Herzen fließt, auf die Unterstützung der Wadenmuskeln angewiesen, die durch ihren Druck bei körperlicher Bewegung das Blut entgegen der Schwerkraft nach oben transportieren helfen. 

Fehlt diese so genannte Muskelpumpe, kann sich das Blut im Bereich der Beine stauen. Selbst die vorhandenen Rückstauventile in den Venen (Venenklappen), werden dann durch die Erweiterung der Venenwände undicht: Der Druck steigt an, Flüssigkeit wird in das umliegende Gewebe gepresst. So entstehen geschwollene Füße. Mit der Zeit wird das Gewebe wegen der fehlenden Blutzirkulation nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Die Venenwände können verhärten, entstehende Blutgerinnsel werden nicht mehr aufgelöst, wodurch die Gefahr einer Lungenembolie steigt. 

Wirkung von Venenmitteln ist umstritten

Mit Hilfe einer Duplexuntersuchung oder einer Phlebographie können krankhafte Veränderungen der Venen und ihrer Klappen sichtbar gemacht werden. Bei Krampfadern im frühen Stadium helfen meist ein regelmäßiges Bewegungsprogramm und die Anwendung von Kompressionsverbänden oder Strümpfen, die den Querschnitt der betroffenen Venen verkleinern, die Muskelpumpe verbessern und so den Abtransport des Blutes erleichtern.

Übergewicht und Bewegungsmangel sind neben der ererbten Anlage die wichtigsten Risikofaktoren für Krampfadern. Durch Gewichtsreduktion und regelmäßige Bewegung wie Spazierengehen oder Schwimmen wird der Abtransport des Blutes aus den Beinvenen gefördert. Häufiges Hochlagern der Beine und kalte Wassergüsse wirken sich ebenfalls positiv auf das Venensystem aus.

Die Wirksamkeit von Venenmitteln, die Inhaltsstoffe aus Rosskastanien oder Weinlaub enthalten, ist wissenschaftlich umstritten. Zumindest in Studien konnte für diese Mittel keine ausreichende Wirkung nachgewiesen werden. Die so genannte Stripping-Operation stellt bei fortgeschrittener Erkrankung die chirurgische Entfernung der geschädigten Hauptvenen dar. Etwa 95 Prozent der so behandelten Patienten bleiben Medizinern zufolge in den ersten fünf Jahren nach der Operation beschwerdefrei. (red, derStandard.at, 22.5.2013)