Die visualisierte Empfehlung zur Gestaltung des Areals, bei der das Hotel Intercontinental erhalten bliebe.

Rendering: Wertinvest

Wien - Die Pläne für eine Bebauung des Areals zwischen Hotel Intercontinental, Eislaufverein und Konzerthaus existieren zwar noch nicht, ja nicht einmal der Wettbewerb hat noch gestartet. Aber die Richtung, in die es bei der baulichen Neugestaltung gehen könnte, hat nun Vertreter und Institutionen der Wiener Architekturszene auf den Plan gerufen.

In einem offenen Brief an Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) fordern sie ein sofortiges Moratorium des Planungsverfahrens auf Basis der im Februar präsentierten "Resultate" sowie einen "ernsthaften Dialog mit den Kritikern des Verfahrens". 

Who's who der Architekturexperten

Die Liste der Unterzeichnenden liest sich jedenfalls wie ein Who's who der heimischen Architekturexperten: Marta Schreieck als Vorsitzende der Zentralvereinigung der Architekten, der Architekturpublizist Otto Kapfinger, der Präsident der Architektenkammer, die Vorstände der IG Architektur und der Österreichischen Gesellschaft für Architektur (Ögfa), der Architekturkritiker Friedrich Achleitner, die Architekten Hermann Czech und Friedrich Kurrent sowie Dietmar Steiner, der Direktor des Architekturzentrums.

Wie berichtet, würde der Investor Michael Tojner, der vor zwei Jahren das Hotel Intercontinental kaufte, für die Neugestaltung des Areals bis zu 300 Millionen Euro in die Hand nehmen. Er hält auch die Mehrheitsanteile an der Besitzergesellschaft des Eislaufvereins.

Zwei Empfehlungen ausgearbeitet

Die Stadt hat vor zwei Jahren ein breitangelegtes städtebauliches Expertenverfahren initiiert, im Zuge dessen mehrere Planungsteams zwei Empfehlungen ausgearbeitet haben. Bei einer Variante bleibt das Intercont erhalten, die zweite sieht einen Neubau vor. Fix ist: Der Eislaufverein bleibt in voller Größe bestehen.

Beide Modelle sehen auch einen Wohnturm an der Lothringerstraße vor, der mit 73 Metern die 45 Meter Gebäudehöhe des Intercont deutlich überragen würde. "Ist es mit grüner Stadtplanung zu vereinen, für Luxuswohnhäuser Widmungen so drastisch zu erhöhen?", steht in dem Schreiben. Es sei behauptet worden, dass das Verfahren ergebnisoffen sei, während gleichzeitig die entscheidenden Parameter wie Baumasse und Raumprogramm vorgegeben seien. "Wir betrachten eine Verdreifachung des Bauvolumens als nicht gerechtfertigt", sagt Elise Feiersinger, Vorstandsmitglied der Ögfa, zum Standard.

Diskussion ist gut

Bei Tojners Wertinvest Beteiligungs-AG betont man, dass man sich über jeden Diskussionsbeiträge freue, der eine Bereicherung des Stadtbildes und den Wunsch der Menschen nach mehr urbanem Freiraum im Auge habe. Das Ergebnis des offenen Verfahrens nachträglich von außen infrage zu stellen, wäre aber eine "mangelnde Wertschätzung der Leistungen" aller Beteiligten. Auch im Büro von Vassilakou findet man es gut, dass es eine Diskussion gibt - deshalb habe man ja ein breites Verfahren gewählt. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, 23.5.2013)