Wien - Der Vorstandschef der größten heimischen Immobiliengesellschaft Immofinanz, Karl Petrikovics, zweifelt an einem schnellen Boom offener Immobilienfonds für das heimische Publikum auf der Basis des kürzlich beschlossenen Gesetzes. "Deutschland hat 30 Jahre gebraucht, um dieses Produkt zu entwickeln."

Verschiedene Anlageexperten haben bis jetzt den möglichen Mittelzufluss in offene Immobilienfonds in Österreich auf "fünf bis sieben Milliarden Euro" geschätzt. Zum Vergleich: Zusammen liegen derzeit rund 90 Mrd. Euro in österreichischen Investmentfonds, in ausländischen Fonds dürfen noch einmal mindestens zehn Mrd. veranlagt sein. Mindestens 50 Mrd. dieser Anlagen entfallen auf Privatanleger.

Zu- und Abflüsse

Petrikovics glaubt, dass die strikten Anlagebestimmungen (zehn Objekte pro Fonds) im neuen Gesetz zwar im kommenden Herbst eine Reihe von Spezialfonds für institutionelle Investoren bringen werden - auch die Immofinanz plant solches. Aber vor allem die Vorschriften für den Cash-Bestand machten Publikumsfonds sehr schwierig: "Immobilien sind Investitionen in sehr langlebige Güter, was tun die Gesellschaften bei großen Rückflüssen, etwa wenn die Aktienbörsen wieder ins Anlegerzentrum rücken?", fragt er.

Die heimischen Anlegerschützer unter Wilhelm Rasinger (Interessenverband für Anleger) haben im Vorfeld den Gutteil ihrer Forderungen für die Auflagen solcher Fonds durchgebracht. Vor allem ging es dabei um das Verbot der Thesaurierung.

Expertise

Sollten (wider Erwarten) schon im September Publikumsfonds angeboten werden, dann ortet Petrikovics die Fallstricke für Privatanleger nicht bei den laufenden Kosten. Diese dürften sich wie in Deutschland zwischen 0,6 und einem Prozent pro Jahr bewegen.

"Entscheidend ist, ob im Fonds ein fertig aufgestelltes Portfolio oder nur eine Blackbox angeboten wird." Dabei sei die Expertise der jeweiligen Gesellschaft und ihr Gesamtportfolio genau zu überprüfen. (kbau/DER STANDARD Print-Ausgabe, 21.7.2003)